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The Seductions of Quantification: Measuring Human Rights, Gender Violence, and Sex Trafficking
Wir leben in einer Welt, in der scheinbar alles gemessen werden kann.
Wir verlassen uns auf Indikatoren, um soziale Phänomene in einfache, quantifizierte Begriffe zu übersetzen, die wiederum Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen bei der Festlegung ihrer Politik helfen können. Doch um Dinge zu zählen, muss ein Weg gefunden werden, sie vergleichbar zu machen.
Und wenn wir das Wirrwarr des sozialen Lebens in saubere Kategorien übersetzen, entziehen wir ihm unweigerlich Kontext und Bedeutung - und riskieren, ebenso viel zu verbergen oder zu verzerren, wie wir aufdecken. In The Seductions of Quantification (Die Verlockungen der Quantifizierung) untersucht die führende Rechtsanthropologin Sally Engle Merry die Techniken, mit denen Informationen bei der Erstellung globaler Indikatoren zu Menschenrechten, geschlechtsspezifischer Gewalt und Sexhandel gesammelt und analysiert werden. Obwohl solche Zahlen eine Aura von objektiver Wahrheit und wissenschaftlicher Gültigkeit vermitteln, argumentiert Merry überzeugend, dass Messsysteme eine Form von Macht darstellen, indem sie Theorien über sozialen Wandel in ihr Design einbeziehen, diese aber selten ausdrücklich anerkennen.
Der Bericht des US-Außenministeriums über den Menschenhandel, der eine Rangliste der Länder hinsichtlich der Einhaltung der Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels aufstellt, geht beispielsweise davon aus, dass die strafrechtliche Verfolgung von Menschenhändlern als Kriminelle eine wirksame Korrekturstrategie darstellt - und übersieht dabei Kulturen, in denen Frauen und Kinder häufig von ihren eigenen Familien verkauft werden. Wie Merry zeigt, sind Indikatoren in der Tat verführerisch, da sie versprechen, konkrete Erkenntnisse darüber zu liefern, wie die Welt funktioniert, aber sie werden am erfolgreichsten eingesetzt, wenn sie mit kontextreichen qualitativen Berichten gepaart werden, die auf lokalem Wissen basieren.