
Science of the Child in Late Imperial and Early Soviet Russia
Zwischen den 1880er und den 1930er Jahren rückten Kinder in den sich modernisierenden Gesellschaften weltweit, auch im Russischen Reich und der späteren Sowjetunion, in den Mittelpunkt eines beispiellosen wissenschaftlichen und beruflichen Interesses. Diejenigen, die Kinder als besondere Untersuchungsobjekte beanspruchten, waren zunächst über ein Netzwerk unvollkommen professionalisierter wissenschaftlicher und beruflicher Gruppen verteilt, die vor allem in den Bereichen Medizin, Pädagogik und Psychologie tätig waren.
Aus ihren verschiedenen Blickwinkeln heraus stellten sie ehrgeizige Ansprüche an die Beiträge, die ihr aufkommendes Fachwissen zum Verständnis und zur Intervention in die bio-psycho-soziale Entwicklung des Menschen leistete. Die internationale Bewegung, die daraus entstand, war ein Katalysator für die Institutionalisierung neuer Wissensbereiche, darunter Entwicklungs- und Schulpsychologie, Sonderpädagogik und Kinderpsychiatrie. Science of the Child zeichnet die Entwicklung der Kinderforschungsbewegung in Russland vom Krimkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg nach.
Es ist die erste umfassende englischsprachige Geschichte des Aufstiegs und Niedergangs dieses multidisziplinären Bereichs in der späten Kaiserzeit und der Sowjetzeit. Auf der Grundlage von Ideen und Konzepten aus verschiedenen theoretischen Bereichen bietet die Studie neue Einblicke in das Interesse der russischen Berufsintelligenz an Fragen der biosozialen Reproduktion und untersucht die Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse und professioneller Expertise im Bereich der kindlichen Entwicklung in die Gestaltung des Wohlfahrts-/Kriegsstaates in der sich rasch verändernden politischen Landschaft der frühen Sowjetära.