Bewertung:

Das Buch „Dystopie: A Natural History“ von Gregory Claeys bietet eine gründliche Untersuchung dystopischer Themen in Literatur, Geschichte und Psychologie. Er untersucht die Beziehung zwischen Dystopie und Utopie und analysiert verschiedene Formen der Dystopie, einschließlich totalitärer Regime und der psychologischen Grundlagen der sozialen Paranoia. Claeys veranschaulicht, wie sich Dystopien nicht nur in der Literatur, sondern auch in der historischen Realität manifestieren, und bietet eine detaillierte Analyse bemerkenswerter dystopischer Werke, insbesondere von „Nineteen Eighty-Four“ und „Brave New World“.
Vorteile:⬤ Umfassende Erforschung der dystopischen Literatur und ihres historischen Kontextes.
⬤ Fesselnder Schreibstil, der akademische Einsichten mit Witz ausbalanciert.
⬤ Eingehende Analyse weniger bekannter dystopischer Werke zusätzlich zu den klassischen Titeln.
⬤ Vermittelt ein Verständnis der psychologischen Faktoren, die zu dystopischen Gesellschaften beitragen.
⬤ Die Parallelen zwischen literarischen und realen Dystopien regen zum Nachdenken an.
⬤ Einige Abschnitte können aufgrund des Themas überwältigend oder deprimierend sein.
⬤ Der Überblick über die dystopische Literatur kann zu breit gefasst sein, einige Werke werden in nur ein oder zwei Sätzen zusammengefasst.
⬤ Mit 501 Seiten ist das Buch sehr lang, was einige Leser davon abhalten könnte, sich voll und ganz darauf einzulassen.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Dystopia: A Natural History
Dystopia: A Natural History ist die erste Monographie, die sich dem Konzept der Dystopie widmet. Indem der Begriff sowohl eine literarische Tradition satirischer Werke, meist über Totalitarismus, als auch reale Despotien und Gesellschaften in einem Zustand des katastrophalen Zusammenbruchs umfasst, definiert dieser Band die zentralen Konzepte und die Chronologie des Genres neu und bietet ein paradigmenveränderndes Verständnis des Themas.
Im ersten Teil werden die Theorie und die Vorgeschichte der "Dystopie" untersucht. Im Gegensatz zur Utopie, die ein Ideal der Freundschaft propagiert, das als verbesserte Geselligkeit" definiert wird, ist die Dystopie durch Entfremdung, Angst und die Verbreitung von Feindkategorien" gekennzeichnet. Eine Naturgeschichte der Dystopie konzentriert sich daher auf die zentrale Rolle der Leidenschaft oder Emotion der Angst und des Hasses in modernen Despotien. Anhand der Arbeiten von Le Bon, Freud und anderen wird gezeigt, wie dystopische Gruppen solche Emotionen nutzen. Utopie und Dystopie werden nicht als Gegensätze dargestellt, sondern als Extreme auf einem Spektrum der Geselligkeit, das durch eine gesteigerte Form der Gruppenidentität definiert ist. Die Vorgeschichte des Prozesses, durch den Feinde dämonisiert werden, wird von frühen Vorstellungen von Monstrosität über christliche Vorstellungen von Teufel und Hexerei bis hin zur Verfolgung von Ketzerei erforscht.
Der zweite Teil gibt einen Überblick über die wichtigsten dystopischen Momente in den Despotien des 20. Jahrhunderts, wobei der Schwerpunkt auf Nazideutschland, dem Stalinismus, der chinesischen Kulturrevolution und Kambodscha unter Pol Pot liegt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Hypothese der politischen Religion als Schlüsselerklärung für die wichtigsten Auswüchse des Kommunismus.
Der dritte Teil befasst sich mit literarischen Dystopien. Er beginnt weit vor dem üblichen Ausgangspunkt in der Sekundärliteratur, in den antijakobinischen Schriften der 1790er Jahre. Zwei Kapitel befassen sich mit den wichtigsten Texten des zwanzigsten Jahrhunderts, die gewöhnlich als repräsentativ für das Genre angesehen werden: Aldous Huxleys Brave New World und George Orwells Nineteen Eighty-Four. Der restliche Teil des Abschnitts untersucht die Entwicklung des Genres in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bis zur Gegenwart.