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Ivy
Annesa, eine der rätselhaftesten und dramatischsten Figuren von Grazia Deledda, kämpft mit ihren Schuldgefühlen, wenn ihre eigene Stärke sie zu einem Verbrechen verleitet, das andere retten wird, die sich selbst nicht retten können. Annesa hat sich auf tragische Weise an den Stammbaum der Familie Decherchi geheftet, die einst adelig war, heute aber auf dem Trockenen sitzt und schwere Zeiten durchlebt. Ihr Geliebter, Paulu Decherchi, vergleicht sie mit einem erstickenden Efeu, der sich an den toten Stamm klammert.
Verzweifelt, fast bis zum Wahnsinn, trennt sich Annesa schließlich von ihrer Adoptivfamilie. Auf der Flucht vor der Verhaftung wegen des Todes eines wohlhabenden Verwandten - und vor den Männern, die die Gesetze diktieren, die das Leben der Frauen und der Armen bestimmen - verhängt sie ihre eigene Strafe, das Exil. Aber sie wird in das verarmte Decherchis zurückkehren, um ihre Buße zu vollenden, nachdem sie ihre Seele geläutert und ihren eigenen Frieden gefunden hat.
Annesas Schicksal und ihre Bestimmung sind mit der wilden sardischen Landschaft verbunden, die in Ivy mit einer Leidenschaft beschrieben wird, die in Deleddas anderen Werken nur angedeutet wird. Die grüblerischen und wilden Berge mit ihren verwunschenen Höhlen schaffen eine Atmosphäre, die von Armut, Vorurteilen und bösen Omen geprägt ist.
Viele halten Efeu für Deleddas bestes Werk, das sogar Elias Portolu und Schilf im Wind (Canne al vento) übertrifft. Hier erforscht sie zutiefst die fehlgeleitete, aber altruistische Motivation einer Frau, die völlig von anderen abhängig ist und der es an eigener moralischer Stärke mangelt.
Deledda wurde 1926 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, weil sie Romane schrieb, die auf Sardinien spielen, das Land tiefgründig ergründen und die Menschen und ihren Charakter beschreiben. Efeu", Deleddas dritter Roman, wurde ursprünglich 1908 auf Italienisch unter dem Titel "L'Edera" veröffentlicht und ist bisher noch nie auf Englisch erschienen.
Erste englische Übersetzung. Einleitung, Anmerkungen, Bibliographie. 198 Seiten.