Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
An Abyss of Dreams
Meta-Memoir, "nach" den Memoiren. Aristoteles' Meta-Physik kommt "nach" seiner Physik.
Ein Abgrund von Träumen" ist ein "Meta"-Buch, ein "Nach"-Buch. Ein Traum selbst hat kein "Vorher", sondern nur eine "Gegenwart", die im Bewusstsein bereits ein "Nachher" ist. Dies ist das "Traumbuch" des Autors: Er erzählt anschaulich von seinen realen nächtlichen Träumen, von der vergangenen Nacht und von den Jahren und Jahrzehnten davor.
Seine beiden Katzen erzählen ihre Geschichten, jagen ihren Schwänzen hinterher, "nach" ihrem Leben und ihrem Tod.
Seine Protagonisten: Pound, Artaud, Conrad; Hegel, seine Logik, Philosophie des Geistes und "Anthropologie"; Aristoteles; und Freud. Und Platon, dem (liebevoll) vorgeworfen wird, der Vater des zeitgenössischen Totalitarismus zu sein.
Dieser Abgrund hat seinen Ursprung in Hegels Zeilen über die "Nacht der Welt", das "Schreckliche", den nächtlichen Abgrund des bewussten Lebens, das reine Selbst, "das Innere der Natur", wo "plötzlich ein blutiger Kopf hervortritt und ebenso plötzlich verschwindet". Für Freud, den "alten Aal", sind Träume dagegen Wunscherfüllung...Was! fragt der Autor in "Warum träumen? ', der ersten der beiden Novellen in diesem Band. Wunscherfüllung? Warum habe ich dann nur Albträume? Ich träume nur, was ich mir nicht wünsche! Warum, Siggy, warum? Warum träumen? Aristoteles ist der nächste, zusammen mit seinem Schulkameraden an Platons Akademie, Eudemus, der uns nur durch seinen (relativ) berühmten Traum und den ihm gewidmeten verlorenen Dialog "Über die Seele" bekannt ist.
Eudemus, unser wahrer Held. Der, im Gegensatz zu Aristoteles, nur für seinen Traum berühmt werden sollte, der von den Platonisten für immer gefeiert und fatal entstellt wurde. Aber wir träumen, nicht von Aristoteles, für immer gequält vom Traum selbst und vor allem von seiner totalitären Verzerrung.
Dies ist die Prämisse der zweiten Novelle, "Ich träume von Eudemus": Eudemus, "psyche iatros", träumt als der erste "Seelendoktor" der Geschichte. Der erste, und schon ein Rebell: keine Drogen, keine "Abyss-Therapie".
Träume haben ein langes Nachleben: Ein Abgrund von Träumen" ist ein Meta-Memoir. Mit seinen Katzen und seinen Träumen reisen wir durch die gesamte Geschichte der Psychiatrie, vom alten Griechenland bis zum heutigen Venedig. Dort besucht Eudemus im Mondanzug den großen Freund des Autors, einen Psychiater, auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Venedig.
Auf der Jagd nach ihren Schwänzen sehen der Autor und Eudemus gemeinsam aus den Augen ihres Freundes den Anfang und das Ende der Seele: die Nacht der Welt.