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A Year & Other Poems
Von dem gefeierten Autor von feeld kommt ein formal souveräner dritter Band, der geschickt das Überleben einer von Trauer geprägten Zeit schildert.
Jos Charles' Gedichte kommunizieren miteinander wie Neuronen: scharf, geladen, in einer Sprache, die der Sprache vorausgeht. "Ein Skandal / drei rote Kartons / in einer Hecke / in / jedem die tausend Augen der Fliegen." Mit scharfer Lyrik dokumentiert sie, wie ein Mensch scheinbar unerbittliche Verwüstungen erträgt - die Waldbrände in Kalifornien, despotische Gesetzgebung, unsichere Wohnverhältnisse - und sich dabei Illusionen von Sicherheit macht. "Ich wollte glauben", erklärt Charles, "eine Ecke, an die sich ein Druck lehnt, / eine Ecke kann ein Volk retten." Dennoch fällt das Haus auseinander. Der Tod besucht und verweilt. Der Glaube beweist immer wieder, dass der Glaube allein nicht ausreicht.
Wie durch ein Wunder kann es dennoch gelingen, etwas Besseres zu suchen - angetrieben von Liebe oder Hoffnung, oder manchmal auch nur von einem Impuls. Es gibt einen Ort, an dem es keine vergeblichen Sehnsüchte gibt, keine ständigen institutionellen Bedrohungen des eigenen Lebens. Gedichte können uns dorthin bringen.
Auch die Zärtlichkeit, solange wir es schaffen, in Bewegung zu bleiben. "Ein Strom / gibt so viel, wie er hat", schreibt Charles - trotz Feuer, trotz Verlust.
Ein Jahr und andere Gedichte ist eine erstaunliche neue Sammlung eines Dichters von "ungewöhnlicher Schönheit und Lyrik" (New Yorker).