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An Engine, Not a Camera: How Financial Models Shape Markets
In An Engine, Not a Camera (Ein Motor, keine Kamera) argumentiert Donald MacKenzie, dass die Entstehung der modernen ökonomischen Finanztheorien die Finanzmärkte in grundlegender Weise beeinflusst hat. Diese neuen, mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Theorien, die auf eleganten mathematischen Marktmodellen beruhen, waren nicht einfach nur externe Analysen, sondern intrinsische Bestandteile wirtschaftlicher Prozesse.
Um Milton Friedman zu paraphrasieren, sagt MacKenzie, dass Wirtschaftsmodelle eher ein Motor der Forschung sind als eine Kamera zur Reproduktion empirischer Fakten. Mehr noch, das Aufkommen einer maßgeblichen Theorie der Finanzmärkte hat diese Märkte grundlegend verändert. Zum Beispiel gab es 1970 so gut wie keinen Handel mit Finanzderivaten wie "Futures". Im Juni 2004 waren weltweit Derivatkontrakte im Wert von 273 Billionen Dollar im Umlauf. MacKenzie ist der Ansicht, dass dieses Wachstum ohne die Entwicklung von Theorien, die Derivaten Legitimität verliehen und ihre Komplexität erklärten, nicht möglich gewesen wäre.
MacKenzie untersucht die Rolle der Finanztheorie bei den beiden schwersten Krisen, die die Finanzmärkte in den letzten Jahren weltweit heimgesucht haben: dem Börsenkrach von 1987 und den Marktturbulenzen, die den Hedge-Fonds Long-Term Capital Management 1998 verschlungen haben. Er befasst sich auch mit einer Finanztheorie, die etwas jenseits des Mainstreams liegt, nämlich mit dem Modell des Chaos-Theoretikers Benoit Mandelbrot über "wilde" Zufälligkeiten. MacKenzies Pionierarbeit auf dem Gebiet der Finanzwissenschaft ist für alle interessant, die verstehen wollen, wie sich die amerikanischen Finanzmärkte zu ihrer heutigen Form entwickelt haben.