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A Shared World: Christians and Muslims in the Early Modern Mediterranean
Hier geht Molly Greene über die feindselige Trennung zwischen Christen und Muslimen hinaus, die viele historische Interpretationen des frühneuzeitlichen Mittelmeerraums geprägt hat, und zeigt eine Gesellschaft mit einer weitaus reichhaltigeren kulturellen und sozialen Dynamik.
Sie konzentriert sich auf Kreta, das das Osmanische Reich 1669 der venezianischen Kontrolle entrissen hat. Die europäischen Historiker haben diesen Sieg traditionell als Wendepunkt betrachtet, als letzten Schritt der muslimischen Eroberung des östlichen Mittelmeerraums und als Auslöschung der blühenden lateinischen Kultur Kretas.
Aber inwieweit hat die Eroberung das Leben auf Kreta tatsächlich verändert? Greene wirft einen neuen Blick auf diese Episode und auf den östlichen Mittelmeerraum im Allgemeinen. Sie argumentiert, dass es keine scharfe Trennung zwischen der venezianischen und der osmanischen Epoche gab, weil die Kreter bereits Teil einer Welt waren, in der sich lateinische Christen, Muslime und östlich-orthodoxe Christen seit mehreren Jahrhunderten vermischten, insbesondere im Bereich des Handels. Greene stellt auch fest, dass die osmanische Eroberung Kretas nicht nur die Ausdehnung der muslimischen Herrschaft auf eine Insel bedeutete, die einst einer christlichen Macht gehörte, sondern auch die Stärkung der östlichen Orthodoxie auf Kosten des lateinischen Christentums und schließlich die Rückeroberung des östlichen Mittelmeerraums durch die Orthodoxen.
Greene kommt zu dem Schluss, dass trotz ihrer religiösen Unterschiede sowohl die Venezianische Republik als auch das Osmanische Reich das Ancien Régime im Mittelmeerraum repräsentierten, was die zahlreichen Ähnlichkeiten zwischen dem venezianischen und dem osmanischen Kreta erklärt. Der eigentliche Anstoß für Veränderungen in der Region sollte später von Nordeuropa ausgehen.