
Vor zwei Jahrhunderten erzählt uns Joseph Addison in der Figur des Mr. Spectator: "Als ich reiste, hatte ich ein besonderes Vergnügen daran, die Lieder und Fabeln zu hören, die von Vater zu Sohn überliefert wurden und beim gemeinen Volk in den Ländern, die ich durchquerte, am meisten in Mode sind, denn es ist unmöglich, dass irgendetwas, das nicht eine besondere Eignung hat, den Geist des Menschen Spectator zu erfreuen und zu befriedigen, von einer Menge allgemein geschätzt und gebilligt wird, auch wenn es nur der Pöbel der Nation ist.
Er sagt weiter: "Ein gewöhnliches Lied oder eine Ballade, die das gemeine Volk erfreut, kann nicht umhin, all jenen Lesern zu gefallen, die nicht durch ihre Affektiertheit oder Unwissenheit für die Unterhaltung unqualifiziert sind. Nicht nur der kultivierte Mr. Addison erkannte den Anspruch der Volkslieder an, Gefühle auszudrücken, die der Betrachtung durch die Gelehrten würdig sind, denn es ließen sich viele Beispiele anführen, in denen die Gebildeten und Gelehrten in den primitiven Liedern das fanden, was sie in höchstem Maße ansprach.
Die Modernen brauchen keine Entschuldigung für das Studium des Volksliedes, und nur wenige werden die Beschäftigung mit der Volkskunde als müßiges Vergnügen betrachten. Der vorliegende Aufsatz wird mit aller Bescheidenheit als eine sehr kleine Dissertation über ein komplexes Thema vorgelegt, und er gibt nicht vor, mehr zu tun, als in den Randbereich des Themas einzudringen.
Die Jüngeren der heutigen Generation haben eine allmähliche Beschleunigung der Technik in der Komposition und Aufführung erlebt, aber mit diesem erhöhten Standard hat es eine Tendenz gegeben, bestimmte sehr heilige und wesentliche Dinge, die zur musikalischen Kunst gehören, fallen zu lassen. In zu vielen Fällen hat der Komponist die Komplexität seiner Komposition nicht ganz gerechtfertigt, während er sich seiner handwerklichen Fertigkeit rühmt, und er hat zu oft die ursprüngliche Forderung nach Kunst und Schönheit, abgesehen von der technischen Ausarbeitung, vergessen.
Der Typus der einfachen Melodie, der früher einem weniger kultivierten Zeitalter gefiel, hat in der heutigen Komposition und in der Wertschätzung einer bestimmten Klasse keinen Platz mehr...