
Enthusiasm: Emotional Practices of Conviction in Modern Germany
Enthusiasmus will zu einem kulturell und historisch differenzierten Verständnis dafür beitragen, wie Emotionen die Wahrheit von Überzeugungen sichern und bestätigen. Mehr als nur reine affektive Intensität, geht es bei der Begeisterung um etwas: eine Gewissheit, Klarheit oder Wahrheit.
Enthusiasmus ist weder so eindeutig negativ wie Fanatismus noch so allgemein wie Leidenschaft, sondern beinhaltet vor allem den Glauben. Aus diesem Grund nimmt das Buch seinen Ausgangspunkt in der Religion, dem gesellschaftlichen Bereich, in dem der Begriff zuerst debattiert wurde und auf den der Begriff immer noch verweist. Es kombiniert historische und ethnografische Methoden, um zu zeigen, wie Begeisterung als Praxis in protestantischen Konfessionen von liberal bis charismatisch verhandelt und verfeinert wurde.
Die Verknüpfung von Religion und Emotion und ihr Verhältnis zu zentralen Konzepten der Moderne wie Rationalität, Wissen, Innerlichkeit und Aufrichtigkeit sind dabei von zentraler Bedeutung. Verstehen, warum moderne Menschen der Begeisterung gegenüber so ambivalent sind.
Auf der Grundlage der Praxistheorie geht Enthusiasmus davon aus, dass Emotionen kein affektiver Zustand sind, den wir "haben", sondern Geist-Körper-Aktivierungen, die wir "tun", weil wir gelernt haben, sie auf kulturspezifische Weise auszuführen. Als emotionale Praxis verstanden, hat Enthusiasmus verschiedene Stile, die durch historische Traditionen, soziale Milieus und Wissen (sogar Ideologien) über Emotionen und deren Funktionsweise geprägt sind.
Enthusiasmus gibt auch Aufschluss darüber, wie dieses Gefühl im säkularen Humanismus und in der Politik funktioniert und warum es als Praxis in jedem Kontext so umstritten ist.