
Erasmus as a Translator of the Classics
Diese erste umfassende Studie über Erasmus' Übersetzungen klassischer Literatur untersucht seine Herangehensweise an das Übersetzen und ganz allgemein seine Rolle als Übermittler der klassischen Literatur. Sie zeichnet in chronologischer Reihenfolge den Verlauf seiner Griechischstudien und die Publikationsgeschichte seiner Übersetzungen aus dem Griechischen ins Lateinische nach; dazu gehören Auszüge aus den Werken von Libanius, Euripides, Plutarch, Lukian, Galen, Isokrates und Xenophon. Darüber hinaus werden Erasmus' Methoden anhand von Beispielen aus seinen eigenen Texten sowie aus denen seiner Vorgänger und Zeitgenossen veranschaulicht. Auf diese Weise gibt sie einen Überblick über den Stand der griechischen Literatur in der Renaissance.
Erasmus ging von der wörtlichen Übersetzung zu einem liberaleren Ansatz über - ein Gesinnungswandel, der mit einer Neudefinition seiner Rolle als Übersetzer einherging. In seinen Anfängen verfolgte er private Ziele und betrachtete seine Bearbeitungen von weltlichen Autoren als private Arbeiten für sein Hauptwerk, das Neue Testament. In späteren Jahren wurde sein Ansatz stärker leserorientiert. Er verstand seine Arbeit als einen Dienst an der Wissenschaft - er machte die griechische Literatur für lateinische Leser zugänglich und diente ihnen als Wegweiser zum klassischen Denken. Dabei ging es ihm nicht nur um die Vermittlung der sachlichen Inhalte und literarischen Qualitäten des Originals, sondern auch um die Anwendbarkeit des moralischen Inhalts auf die christliche Philosophie.
Dieses Buch enthält ein Kapitel über Erasmus' Version des Neuen Testaments, das eine umfassendere Bewertung von Erasmus' Beitrag zur Philologie ermöglicht und das Buch um eine wichtige Dimension erweitert. Erasmus' Übersetzungen griechischer Texte spiegeln zwei Anliegen wider, die sein Leben beherrschten. Als Pädagoge wollte er die klassische Philologie fest in den Lehrplänen der Schulen verankert sehen; als christlicher Humanist wollte er die Bibelwissenschaftler davon überzeugen, dass sie ein unverzichtbares Werkzeug für ihren Beruf war.