Bewertung:

Das Buch bietet einen umfassenden und gut recherchierten Überblick über die Eugenik, ihre Geschichte und ihre aktuellen Auswirkungen in der modernen Gesellschaft. Während es als gute Einführung in das Thema dient und für seine Klarheit gelobt wird, fanden einige Leser, dass es in Bezug auf bestimmte Aspekte wie Zwillingsstudien und den gesellschaftlichen Kontext der Eugenik an Tiefe mangelt. Sein informativer Charakter wird durch Momente der Verwirrung aufgrund der dichten Informationen ausgeglichen.
Vorteile:⬤ Gut geschrieben und informativ
⬤ bietet einen kompakten Überblick über Eugenik
⬤ dient als gute Einführung in das Thema
⬤ hebt den allgegenwärtigen Einfluss eugenischen Denkens auch in der heutigen Praxis hervor
⬤ gut recherchiert und leicht verständlich.
⬤ In einigen Bereichen fehlt es an Tiefe, z.B. bei den Details zu Zwillingsstudien
⬤ liest sich wie ein Katalog ohne ausreichenden Kontext oder Diskussion der Argumente
⬤ gelegentlich verwirrend, da zu viele Ideen in einem einzigen Absatz präsentiert werden
⬤ unzureichende Erforschung der gesellschaftlichen Einflüsse und der Eugenik-Maßnahmen der Nazis.
(basierend auf 11 Leserbewertungen)
Eugenics: A Very Short Introduction
1883 prägte Francis Galton, ein Cousin von Charles Darwin, den Begriff „Eugenik“, um seinen Traum von der Vervollkommnung der menschlichen Ethnie durch die Anwendung der Gesetze der genetischen Vererbung auszudrücken. Indem er Darwins Evolutionstheorie auf die menschliche Gesellschaft übertrug, wurde die Eugenik bald zu einer mächtigen, internationalen Bewegung, die sich dafür einsetzte, die Prinzipien der Vererbung und der Statistik zu nutzen, um gesunde Fortpflanzung zu fördern und ungesunde zu verhindern. Jahrhunderts wandten sich Ärzte, Sozialreformer und Politiker in aller Welt der neuen Wissenschaft der Eugenik zu, um ihre Bevölkerungen zu verbessern und zu stärken. Die Befürworter der Eugenik behaupteten, ihre Methoden würden zu gesünderen, fitteren Babys führen und das menschliche Leid drastisch verringern.
Die Realität sah jedoch anders aus. Im Namen des wissenschaftlichen Fortschritts und der Verbesserung der Menschen nahmen die Eugeniker die Schwachen und Kranken ins Visier und lösten Zwangsgesetze zu so unterschiedlichen Themen wie Ethnie, Geschlecht, Einwanderung, Euthanasie, Abtreibung, Sterilisation, Intelligenz, Geisteskrankheiten und Krankheitsbekämpfung aus. Nationalisten machten sich die Eugenik als Mittel zur Legitimierung der Überlegenheit ihrer Länder und ihrer rassistischen Annahmen zu eigen, und die Nazis nutzten die Eugenik notorisch zur Gestaltung ihrer „Endlösung“.
In diesem übersichtlichen Band befasst sich Philippa Levine mit der komplizierten und umstrittenen Geschichte der Eugenik und fasst die enorme Bandbreite an Maßnahmen und Experimenten, die im Namen der Eugenik während des gesamten zwanzigsten Jahrhunderts weltweit durchgeführt wurden, meisterhaft zusammen. Sie stellt den weit verbreiteten Glauben in Frage, die Eugenik sei nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden, und bewertet die Auswirkungen der Eugenik auf die heutigen Reproduktions- und Genetikwissenschaften. Dieses Buch zeichnet die Entwicklung solch umstrittener Praktiken wie künstliche Befruchtung, Samenspende und Bevölkerungskontrolle nach und bietet eine aussagekräftige und außerordentlich aktuelle Reflexion über das häufige Zusammenspiel von Genetik und Ethik. Eugenik ist zwar nicht mehr in aller Munde, aber ihre Auswirkungen sind auch heute noch zu spüren.