Bewertung:

Insgesamt stellt das Buch eine gründliche und aufschlussreiche Analyse der Krise in der Eurozone dar, die die gängigen Darstellungen in Frage stellt und die Leser dazu anregt, ihre Ansichten und Vorurteile zu überdenken. Es wird jedoch für seine voreingenommene Interpretation und den fehlenden historischen Kontext kritisiert, was zu einigen vermeintlichen Unzulänglichkeiten bei der Erörterung der zugrunde liegenden Fragen führt.
Vorteile:⬤ Bietet eine legitime und zum Nachdenken anregende Argumentation, die gängige Ansichten über den Einfluss des Euro auf wirtschaftliche Fragen in Frage stellt.
⬤ Enthält originelle Einsichten, die viele Leser dazu veranlassen, ihre Ansichten zu überdenken.
⬤ Bietet eine tiefgehende Analyse wichtiger Fallstudien wie Griechenland und Irland.
⬤ Regt zu weiteren konstruktiven Diskussionen über die Krise der Eurozone an.
⬤ Es mangelt an historischer Tiefe, ohne Erwähnung von Schlüsselfiguren bei der Gründung der EU, die die Analyse hätten bereichern können.
⬤ Präsentiert eine voreingenommene Sichtweise, die eine zu vereinfachte Darstellung der Krise bevorzugt und die Komplexität des Nord-Süd-Gefälles vernachlässigt.
⬤ Kritik an hypothetischen Annahmen und Ergebnissen, die möglicherweise nicht realistisch sind.
⬤ Einige Argumente werden als Spitzfindigkeiten angesehen, die sich auf kontrafaktische Überlegungen und nicht auf praktische Realitäten stützen.
(basierend auf 10 Leserbewertungen)
Europe's Orphan: The Future of the Euro and the Politics of Debt - New Edition
Eine zeitgemäße Darstellung der Euro-Krise, die unsere Annahmen über Schulden und wirtschaftliche Erholung in Frage stellt
Ursprünglich als Teil einer vereinheitlichenden Vision für Europa gedacht, wird der Euro heute als Mühlstein um den Hals eines Kontinents betrachtet, der durch enorme Schulden, eine schleppende Wirtschaft und wachsende populistische Uneinigkeit gelähmt ist. In Europe's Orphan präsentiert der führende Wirtschaftskommentator Martin Sandbu eine überzeugende Verteidigung des Euro. Er argumentiert, dass die Verantwortung für das politische und wirtschaftliche Versagen in Europa seit der globalen Finanzkrise nicht dem Euro angelastet werden kann, sondern vielmehr bei den Behörden der Eurozone und ihren Mitgliedsländern liegt. Die selbstverschuldeten Finanzkatastrophen und der wirtschaftliche Niedergang der Eurozone sind das Ergebnis eines giftigen Cocktails aus unvorhersehbaren politischen Fehlern von Bankern, Politikern und Bürokraten, der ungesunden Vertrautheit zwischen Finanzwelt und Regierungen und vor allem der extremen Unwilligkeit zur Umschuldung.
Sandbu führt die Ursprünge der Währungsunion auf den Wunsch nach einer größeren europäischen Einheit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Die Einführung des Euro fiel jedoch mit einer Kreditblase zusammen, die die Regierungen nicht eindämmen wollten. Als die Krise ausbrach, führte ein Kampf der Ideen und Interessen dazu, dass es nicht gelang, die Staats- und Bankschulden aggressiv umzustrukturieren. Ideologisch begründete Entscheidungen setzten eine Dynamik in Gang, die weitere wirtschaftliche Fehler begünstigte und die politischen Spannungen innerhalb der Eurozone verstärkte. Sandbu kommt zu dem Schluss, dass die vorherrschende Ansicht, die Währungsunion könne nur mit einer fiskalischen und politischen Union funktionieren, falsch und gefährlich ist - und den Kontinent in weitere politische Lähmung und wirtschaftliche Stagnation zu stürzen droht.
Er vertritt die Ansicht, dass der Euro zu Unrecht zum Sündenbock für die Probleme der Eurozone gemacht wurde, und zeigt auf, was tatsächlich getan werden muss, damit sich der Kontinent wirtschaftlich und politisch erholen kann.
Diese überarbeitete Ausgabe enthält ein neues Vorwort, das sich mit den wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des Brexit befasst, sowie einen durchgehend aktualisierten Text. Europe's Orphan zeigt auf, was tatsächlich getan werden muss, damit sich der Kontinent vollständig erholen kann.