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Lazy, Improvident People: Myth and Reality in the Writing of Spanish History
Seit der frühen Neuzeit haben Historiker und Beobachter Spaniens, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes, eine eigentümlich spanische Verachtung für Arbeit, insbesondere für manuelle Arbeit, ausgemacht und sie als Hauptgrund für das angebliche Versagen dieser Nation gesehen, sich wie der Rest Europas zu entwickeln. In Lazy, Improvident People untersucht die Historikerin Ruth MacKay die Ursprünge dieses tief verwurzelten historischen Vorurteils und kulturellen Stereotyps.
MacKay findet diese Ursprünge bei den Ilustrados, den Intellektuellen und Reformern der Aufklärung, die im späten achtzehnten Jahrhundert zu Berühmtheit gelangten. Um ihr eigenes, patriotisches Projekt der Rationalisierung und des Fortschritts voranzutreiben, verunglimpften sie alles, was vorher war. Sie stützten sich zum Teil auf spätmittelalterliche und frühneuzeitliche politische Abhandlungen über schäbige und mechanische Arbeit und behaupteten, frühere Generationen von Spaniern seien träge und rückständig gewesen.
Durch eine genaue Lektüre der Archivalien zeigt MacKay, dass solche Abhandlungen und dramatische Literatur in keiner Weise das tatsächliche Leben der frühneuzeitlichen Handwerker widerspiegelten, die weder besonders faul noch unbegabt waren. Im Gegenteil, sie verhielten sich wie Bürger, und ihre Arbeit wurde als würdevoll und wesentlich für das Gemeinwohl angesehen.
MacKay behauptet, dass die Ilustrados durch ihre tiefgreifende Fehlinterpretation ihrer eigenen Vergangenheit einen propagandistischen Mythos geschaffen haben, der von späteren Intellektuellen verinnerlicht wurde. MacKays Buch ist also ein Buch über den Begriff des spanischen Exzeptionalismus, über die Art und Weise, wie sich dieser Begriff entwickelt hat, und über die Last und die verzerrte Sichtweise, die er Spaniern und Außenstehenden auferlegt hat.
Lazy, Improvident People wird nicht nur Historiker des frühneuzeitlichen und modernen Spaniens faszinieren, sondern alle Leser, die sich mit dem Prozess beschäftigen, durch den historische Narrative geformt, reproduziert und mit Autorität versehen werden.