
Frank O'Hara and the Poetics of Saying I""
Während sich die jüngsten Kritiken zu Frank O'Hara auf die technischen Ähnlichkeiten zwischen seiner Poesie und seiner Malerei oder zwischen seinem Sprachgebrauch und dem Poststrukturalismus konzentriert haben, argumentiert Frank O'Hara and the Poetics of Saying 'I', dass das Bedeutendste in O'Haras Werk nicht so sehr seine „Anleihen“ bei Malern oder sein proto-derridischer Sprachgebrauch sind, sondern seine Beschäftigung mit der Selbsterforschung und den zeitlichen Auswirkungen seiner Arbeit als Artefakte. In Anlehnung an Pasternaks Verständnis von künstlerischer Inspiration als einem Akt der Liebe zur materiellen Welt erforscht O'Hara Momente der Erfahrung in dem Bemühen, unsere Erfahrung der materiellen Welt sowohl zu verkomplizieren als auch zu bereichern.
Einerseits arbeitet O'Hara in Gedichten wie Second Avenue daran, die Sprache, durch die die Erfahrung zum Teil vermittelt wird, mit Hilfe von Parataxen, Anspielungen und absurden Metaphern und Gleichnissen zu „verwirren“. Andererseits benennt er in seinen „Ich tue dies, ich tue das“-Gedichten die Ereignisse seiner Mittagspause, unter anderem in dem Bemühen, die Zeit als einen Moment der Fülle und nicht als einen Moment des Verlustes zu erleben. In dem Buch wird außerdem argumentiert, dass O'Haras Sicht des Selbst als Ausdruck der schöpferischen Kraft, die in der Welt am Werk ist, und als zeitliches Aggregat endlicher Erfahrungen ihn zwischen die sogenannten „romantischen“ und „postmodernen“ Theorien der Lyrik stellt.
Während oft behauptet wird, O'Hara sei ein Vorreiter einer neuen, kritisch informierten, "materialistischen" Poetik, kommt diese Studie zu dem Schluss, dass O'Haras Werk in seinem Verständnis von poetischer Bedeutung weniger radikal ist, als oft behauptet wird. Obwohl sich O'Hara in seinen Gedichten mit seinen Erfahrungen auseinandersetzt, vertritt er in gewisser Hinsicht eine eher traditionelle Auffassung von Liebe.
Für O'Hara ist die Liebe nicht nur eine Metapher für den schöpferischen Akt, sondern auch das zufällige Zusammentreffen zweier Wesen. Die Ironie dabei ist, dass die Liebe für O'Hara zwar ein Gefühl ist, das aus einer Bewegung oder dem unerwarteten Zusammentreffen zweier sonst getrennter Personen resultiert.