Bewertung:

Das Buch „Freud in Oz“ von Kenneth Kidd befasst sich mit der Beziehung zwischen Kinderliteratur und Psychoanalyse, wobei historische Begegnungen, Themen und Einflüsse untersucht werden. Es enthält überzeugende Analysen klassischer Kindermärchen, integriert psychologische Konzepte und erörtert die Entwicklung der Jugendliteratur. Obwohl man mehr explizite Bezüge zu Freud erwartet hätte, wird das Buch für seine aufschlussreiche Untersuchung bedeutender Werke wie Wo die wilden Kerle sind“ und seine breiteren Implikationen für Kindheitstrauma und Entwicklung gelobt.
Vorteile:⬤ Meisterhaft recherchiert mit umfangreichen Anmerkungen und Bibliographie.
⬤ Originelle und überzeugende Argumente, die die Psychoanalyse mit der Kinderliteratur verbinden.
⬤ Fesselnde Fallstudien klassischer Kindertexte.
⬤ Zugänglicher Schreibstil, der wissenschaftliche Wichtigtuerei vermeidet.
⬤ Aufschlussreiche Erforschung des Traumas in der Kinderliteratur.
⬤ Wertvoll für Wissenschaftler und Kritiker beider Bereiche.
⬤ Einige Leser haben angesichts des Titels mehr direkte Bezüge zu Freud erwartet.
⬤ Kann aufgrund der Verflechtung von Literatur und psychologischer Theorie komplex sein.
⬤ Nicht alle Leser mögen den tiefen analytischen Ansatz schätzen.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Freud in Oz: At the Intersections of Psychoanalysis and Children's Literature
Die Kinderliteratur hat Jahrzehnte auf der Couch des Psychiaters verbracht und wurde von zahlreichen Wissenschaftlern und populären Schriftstellern gleichermaßen einer Psychoanalyse unterzogen. Freud in Oz dreht den Spieß um und behauptet, dass Psychoanalytiker den angeblich für Kinder geschriebenen Büchern eine bedeutende und weitgehend uneingestandene Schuld schulden. Tatsächlich, so argumentiert Kenneth B. Kidd, haben Kinderliteratur und Psychoanalyse einander beeinflusst und miteinander interagiert, seit Freud seine ersten Fallstudien veröffentlichte.
In Freud in Oz zeigt Kidd, wie sich die Psychoanalyse zum Teil durch ihre Auseinandersetzung mit der Kinderliteratur entwickelte, die sie nutzte, um ihre Themen und Methoden zu artikulieren und zu dramatisieren. Dabei wandte sie sich zunächst der Folklore und den Märchen zu, dann dem Material aus der Kinderpsychoanalyse und schließlich den literarischen Texten für Kinder, insbesondere den Klassikern der Phantastik wie Peter Pan und Alices Abenteuer im Wunderland. Er zeichnet nach, wie die Kinderliteratur und die kritische Auseinandersetzung mit ihr zur Popularisierung der psychoanalytischen Theorie beitrugen. Mit der zunehmenden Akzeptanz der Psychoanalyse entstanden zwei neue Gattungen der Kinderliteratur - die heute als Bilderbücher und Jugendromane bekannt sind -, die in ihren Formen und Funktionen häufig als psychologisch gestaltet wurden.
Freud in Oz bietet eine Geschichte der herrschenden Theorien in der Kinderliteratur und der Psychoanalyse und liefert neue Einsichten zu einer Vielzahl von Themen, einschließlich der Ansicht, dass Maurice Sendak und Bruno Bettelheim als Rivalen betrachtet werden können, dass Sendaks Umgestaltung der Monstrosität zu den Muppets geführt hat und dass die "Poohologie" eine eigene Art von Literaturkritik ist - und Winnie the Pooh als Aushängeschild für Theoretiker unterschiedlichster Couleur dient.