
For All the Saints
Märtyrer spielen seit langem eine wichtige Rolle im christlichen Leben, Denken, in der Theologie und in der Frömmigkeit. Robert Kolb, eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Geschichte der lutherischen Reformation in Deutschland, bietet eine gründliche und erhellende Analyse der Art und Weise, wie die deutschen Lutheraner die Wahrnehmung von Märtyrertum und Heiligtum veränderten.
Die protestantischen Reformatoren vertraten die Ansicht, dass die Macht der Vorsehung über das tägliche Leben der Menschen allein Gott vorbehalten ist und dass die Vermittlung mit Gott allein durch Jesus Christus erfolgt. Märtyrer und Heilige konnten nicht mehr verehrt werden oder als Fürsprecher fungieren. Dies bedeutete jedoch nicht, dass sie aus dem Glauben und der Frömmigkeit der Protestanten des 16.
Jahrhunderts verschwunden waren. Stattdessen wurden heilige Menschen als solche angesehen, die das Wort bekannten und in diesem Bekenntnis die Macht Gottes demonstrierten und anpriesen.
Dieses Buch ist als Antwort auf einige drängende Fragen entstanden: Warum ist der erste einer langen und bedeutenden Reihe von protestantischen Martyrologen, Ludwig Rabus, am wenigsten bekannt? Warum hat er, ein deutscher Lutheraner, ein Buch über Märtyrer geschrieben? Kolb weist darauf hin, dass die Antworten komplex sind - sie hängen mit den Unterschieden in der historischen und politischen Situation und den spezifischen dogmatischen Schwerpunkten der einzelnen Reformationen zusammen. Kolbs sorgfältige Forschung führte ihn weit über Rabus' Märtyrerbuch hinaus.
Seine Arbeit umfasst Material aus den Schriften und Biografien Luthers und Melanchthons, Wittenberger Chroniken und Kalendern sowie Hymnen und Liedern. Die Analyse dieses Materials leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der lutherischen Reformation und der sich wandelnden Rolle von Heiligen und Märtyrern in der Geschichte des Christentums.