Bewertung:

Bruce Clarkes „Gaian Systems“ bietet eine umfassende Erforschung der Gaia-Theorie, wobei die Beiträge von Lynn Margulis und James Lovelock im Vordergrund stehen. Das Buch integriert historische Perspektiven, Systemtheorien und Kritik am Anthropozentrismus und positioniert die Gaia-Theorie als einen bedeutenden Rahmen für das Verständnis ökologischer Systeme und ihrer Evolution.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert und anschaulich geschrieben und macht komplexe Themen zugänglich. Es bietet einen tiefen Einblick in die Geschichte und Entwicklung der Gaia-Theorie und verdeutlicht die Schlüsselkonzepte der Systemtheorie und ihre Bedeutung für die aktuellen ökologischen Diskussionen. Clarkes Synthese aus Kybernetik und ökologischem Denken rückt die Gaia-Theorie in ein neues Licht, stellt traditionelle mechanistische Ansichten in Frage und bietet Einsichten für künftige ökologische Praktiken. Das Buch ist sehr empfehlenswert für alle, die sich für Geowissenschaften, Wissenschaftsphilosophie und Umweltthemen interessieren.
Nachteile:Einige Leser könnten die Tiefe und Breite des Buches als überwältigend empfinden, insbesondere wenn sie mit Kybernetik oder Systemtheorie nicht vertraut sind. Es besteht die Gefahr, dass die komplexen Wechselwirkungen der Ideen ein weniger erfahrenes Publikum abschrecken könnten. Außerdem werden zwar drängende ökologische Dilemmata angesprochen, aber es fehlen möglicherweise direkte ethische Handlungsanweisungen.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
Gaian Systems, 60: Lynn Margulis, Neocybernetics, and the End of the Anthropocene
Ein bahnbrechender Blick auf die Überschneidungen der Gaia-Theorie mit der neokybernetischen Systemtheorie
Die Gaia-Theorie, die in der Wissenschaft oft als Ausreißer angesehen wird, hat seit ihrer Formulierung in den 1970er Jahren durch den Atmosphärenchemiker James Lovelock und die Mikrobiologin Lynn Margulis einen langen und abwechslungsreichen Weg hinter sich. Gaian Systems ist eine bahnbrechende Erforschung der dynamischen und komplexen Entwicklung der vielen Varianten von Gaia, mit besonderem Augenmerk auf Margulis' grundlegender Rolle bei diesen Entwicklungen.
Bruce Clarke bewertet die verschiedenen Dialekte der Systemtheorie, die im Gaia-Diskurs zum Tragen kommen. Mit besonderem Augenmerk auf Margulis' Arbeit - einschließlich mehrerer Teile ihrer unveröffentlichten Gaia-Korrespondenz - zeigt er, wie ihre Forschung und die von Lovelock mit dem neuen Diskurs selbstreferentieller Systeme, der innerhalb der neokybernetischen Systemtheorie aufkam, übereinstimmte und konzeptionell parallel verlief. Die neueren Gaia-Schriften von Donna Haraway, Isabelle Stengers und Bruno Latour stellen den kybernetischen Status in Frage. Clarke setzt sich mit Latour über die Frage der Systembeschreibung von Gaia auseinander und erweitert seine eigene systemtheoretische Synthese, die er als "metabiotisches Gaia" bezeichnet. Diese Studie beleuchtet aktuelle Fragen in benachbarten theoretischen Konversationen - von der Biopolitik und dem immunitären Paradigma bis zur NASA-Astrobiologie und dem Anthropozän. Dabei verweist er auf die Science-Fiction als Vehikel gaianischen Denkens.
Indem er auf viele Themen eingeht, die bisher in Darstellungen über Gaia nicht behandelt wurden, beschreibt Gaian Systems die Geschichte einer Theorie, die das Potenzial hat, uns zu helfen, eine von uns selbst verursachte Umweltkrise zu überleben.