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Georg Lukacs: From Romanticism to Bolshevism
Zum 100. Jahrestag der Veröffentlichung von Geschichte und Klassenbewusstsein, einer Neuauflage dieses unverzichtbaren Leitfadens zu Lukacs' Denken und Politik
Die philosophische und politische Entwicklung, die Georg Lukacs von einem herausragenden Vertreter des mitteleuropäischen ästhetischen Vitalismus zu einem bedeutenden marxistischen Theoretiker und kommunistischen Aktivisten machte, blieb lange Zeit ein Rätsel.
In dieser mittlerweile klassischen Studie hat Michael Lwy zum ersten Mal den außergewöhnlichen Wandel, der sich in Lukcs' Denken zwischen 1909 und 1929 vollzog, nachgezeichnet und erklärt. Anhand zahlreicher bisher unveröffentlichter Quellen rekonstruiert Lwy minutiös den komplexen Weg des Denkens von Lukcs, der sich allmählich auf seine entscheidende Begegnung mit dem Bolschewismus zubewegte.
Die religiösen Überzeugungen des frühen Lukcs, der eigentümliche Zauber, den Dostojewskis Bilder vom vorrevolutionären Russland auf ihn und Max Weber ausübten, die Art seiner Freundschaften mit Ernst Bloch und Thomas Mann gehören zu den Entdeckungen des Buches.
Dann zeigte Lwy in einer faszinierenden ideensoziologischen Fallstudie, wie dieselbe philosophische Problematik der Lebensphilosophie die Intelligenzien sowohl in Deutschland als auch in Ungarn in der Vorkriegszeit beherrschte, wie jedoch die unterschiedlichen Konfigurationen der sozialen Kräfte in jedem Land das politische Schicksal in entgegengesetzte Richtungen lenkten. Die berühmten Werke von Lukcs während und nach der ungarischen Kommune - Taktik und Ethik, Geschichte und Klassenbewusstsein und Lenin - wurden analysiert und bewertet. Ein abschließendes Kapitel befasst sich mit Lukcs' zwiespältiger Abrechnung mit dem Stalinismus in den dreißiger Jahren und mit der Koda eines erneuten Radikalismus in seinen letzten Lebensjahren.
In dieser neuen Ausgabe hat Lwy eine umfangreiche neue Einleitung hinzugefügt, die das Wesen von Lukacs' Denken im Lichte neu veröffentlichter Texte und Debatten neu bewertet.