
Violence, Identity, and Self-Determination
Mit dem Zusammenbruch des bipolaren Systems globaler Rivalität, das die Weltpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschte, und in einer Zeit, in der ethnische Säuberungen und Identitätspolitik zurückkehren, stellt sich die Frage der Gewalt in all ihren vielfältigen Verzweigungen mit neuer Dringlichkeit. Anstatt sich auf die sozioökonomischen oder politischen Hintergründe dieser historischen Veränderungen zu konzentrieren, überdenken die Autoren dieses Bandes das Konzept der Gewalt sowohl an sich als auch in Bezug auf die Bildung und Veränderung von Identitäten, seien sie individuell oder kollektiv, politisch oder kulturell, religiös oder säkular. Insbesondere unterziehen sie den Begriff der Selbstbestimmung einer strengen Prüfung: Ist er als ein Wert zu verstehen, der Gewalt ausschließt, wenn auch nicht immer in der Praxis? Oder ist seine Beziehung zur Gewalt komplexer und vielleicht auch unheilvoller?
Eine Neubetrachtung der Konzepte, der Praxis und sogar der Kritik der Gewalt erfordert eine Untersuchung der Implikationen und Grenzen der bekannteren Interpretationen der Begriffe, die in der Geschichte des westlichen Denkens dominiert haben. Zu diesem Zweck befassen sich die neunzehn Autoren mit dem Begriff der Gewalt aus verschiedenen Perspektiven in Bezug auf unterschiedliche Formen kultureller Repräsentation, und zwar nicht nur in der westlichen Kultur, sondern auch in Literatur und Kunst sowie in Gesellschaft und Politik, im philosophischen Diskurs, in der psychoanalytischen Theorie und in der so genannten juristischen Ideologie sowie in kolonialen und postkolonialen Praktiken und Machtverhältnissen.
Die Autoren sind Giorgio Agamben, Ali Behdad, Cathy Caruth, Jacques Derrida, Michael Dillon, Peter Fenves, Stathis Gourgouris, Werner Hamacher, Beatrice Hanssen, Anselm Haverkamp, Marian Hobson, Peggy Kamuf, M. B. Pranger, Susan M. Shell, Peter van der Veer, Hent de Vries, Cornelia Vismann und Samuel Weber.