
Faith and Freedom: Moses Mendelssohn's Theological-Political Thought
Die jüngste Wiederbelebung der Debatte über Glaube und Vernunft hat die Aufmerksamkeit auf frühere Episoden in ihrer Geschichte gelenkt. Einer ihrer denkwürdigen Höhepunkte ereignete sich während der Aufklärung mit dem Ausbruch des "Pantheismusstreits" zwischen dem jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn und dem christlichen Gegenaufklärer Friedrich Heinrich Jacobi im achtzehnten Jahrhundert.
Während Mendelssohn argumentierte, dass die Vernunft den Glauben an einen Vorsehungsgott und an eine unsterbliche Seele bestätige, behauptete Jacobi, dass ihre konsequente Anwendung unweigerlich zu Atheismus und Fatalismus führe. Gegenwärtig gibt es zwei führende Interpretationen von Moses Mendelssohns Denken. Die eine stellt ihn als jüdischen Traditionalisten dar, der sich auf die deutsche Philosophie stützt, um seine vormodernen jüdischen Überzeugungen zu untermauern, während die andere ihn als heimlichen Deisten porträtiert, der seine jüdischen Mitbürger zur Integration in die deutsche Gesellschaft ermutigen will und daher das Judentum unaufrichtig verteidigt, um nicht ihren Widerstand zu erregen.
Durch die Untersuchung des Pantheismusstreits und Mendelssohns Beziehung zu seinen beiden größten jüdischen philosophischen Vorgängern, dem mittelalterlichen Rabbi Moses Maimonides und dem Ketzer Baruch Spinoza aus dem 17. Jahrhundert, legt Michah Gottlieb eine neue Lesart von Mendelssohn vor und argumentiert, dass er die jüdischen religiösen Konzepte aufrichtig verteidigt, ihnen aber eine humanistische Interpretation gibt, die dem Leben in einer freien, vielfältigen modernen Gesellschaft angemessen ist.
Gottlieb argumentiert, dass die Glaubens- und Vernunftdebatte am besten nicht in erster Linie als ein Streit über metaphysische Fragen zu verstehen ist, etwa ob Gott existiert oder nicht, sondern vielmehr als ein Wettstreit zwischen zwei konkurrierenden Auffassungen von menschlicher Würde und Freiheit. Mendelssohn, so Gottlieb, bringt eine humanistische religiöse Perspektive zum Ausdruck, die es wert ist, heute erneut berücksichtigt zu werden.