
Greek Mythology: Poetics, Pragmatics and Fiction
Mythen sind keine einfachen erzählerischen Handlungen. Im antiken Griechenland, wie auch in anderen traditionellen Gesellschaften, existierten diese Geschichten nur in den poetischen oder künstlerischen Formen, in denen sie niedergeschrieben wurden.
Sie aus anthropologischer Sicht zu lesen, bedeutet, ihre Bedeutung entsprechend ihrer Ausdrucksformen zu untersuchen - epische Rezitation, rituelle Feier des Sieges eines Athleten, tragische Aufführung, gelehrte alexandrinische Poesie, antiquarischer Prosatext - mit anderen Worten, die Funktionen der griechischen Mythen in ihrer ständigen Neuerzählung und Umgestaltung zu untersuchen. Die griechischen Mythen, die zwischen sozialer Realität und kultureller Fiktion angesiedelt sind, waren sich entwickelnde Schöpfungen, die sich ständig den neuen Bedingungen ihrer Aufführung anpassten.
Anhand von Mythen wie Persephone, Bellerophon, Helena und Teiresias gibt Claude Calame einen Überblick über die griechische Mythologie als eine Kategorie, die untrennbar mit der Literatur verbunden ist, in der sie so häufig vorkommt. Die französische Ausgabe dieses Buches wurde erstmals im Jahr 2000 veröffentlicht.