Bewertung:

Das Buch erforscht die Überschneidung von Trauma und Spiritualität, insbesondere im tibetischen Kontext, und bietet wertvolle Einblicke für alle, die sich mit Traumaforschung und ähnlichen Themen beschäftigen. Die Autorin verbindet auf effektive Weise die Erzählung von Geschichten mit solider Forschung und macht so komplexe Ideen nachvollziehbar.
Vorteile:Das Buch bietet neue Perspektiven auf die Traumastudien, bezieht den kulturellen Kontext effektiv mit ein, bietet eine zugängliche Prosa und präsentiert gut dokumentierte Forschung mit lebendigen Erzählungen. Es schildert auch reale Beziehungen innerhalb der tibetischen Gemeinschaft und geht damit über den traditionellen westlichen Rahmen hinaus.
Nachteile:Einige Leser könnten die Perspektive als potenziell abweisend gegenüber westlichen Standpunkten empfinden, was zu Unbehagen oder Missverständnissen der Botschaft führen könnte.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Spacious Minds: Trauma and Resilience in Tibetan Buddhism
Spacious Minds zeigt, dass Resilienz nicht nur die Abwesenheit von Leid bedeutet. Die Forschungen von Sara E.
Lewis zeigen, dass diejenigen, die am anmutigsten damit umgehen, in der Tat tiefen Schmerz und Verlust erleben können. Mit ihrem Blick auf die tibetische Diaspora stellt sie Perspektiven in Frage, die Resilienz mit der Widerstandsfähigkeit physischer Materialien vergleichen und davon ausgehen, dass Menschen sich von Widrigkeiten erholen sollten. Ganz allgemein stellt diese Ethnografie die Tendenz in Frage, Trauma als Ordnungsprinzip für alle Konfliktstudien zu verwenden, bei denen Leiden als individuelles Problem verstanden wird, das in psychiatrischen Erkrankungen wurzelt.
Spacious Minds zeigt nicht nur auf, wie sich die tibetischen Kategorien des Leidens von den biomedizinischen unterscheiden, sondern auch, wie der tibetische Buddhismus neue Möglichkeiten für das Verständnis von Resilienz schafft. Hier ermutigt die soziale und religiöse Landschaft diejenigen, die Gewalt ausgesetzt waren, vergangene Ereignisse als unbeständig und illusorisch zu betrachten, wobei die Nachbesprechung, Aufarbeitung oder Verarbeitung vergangener Ereignisse das Leiden nur verfestigt und sogar Krankheiten verursachen kann.
Resilienz wird in Dharamsala als sems pa chen po verstanden, ein großer und weiträumiger Geist, der sich nicht auf individuelle Probleme fixiert, sondern das Leiden als Gelegenheit nutzt, Mitgefühl für andere im endlosen Kreislauf von Samsara zu erzeugen. Ein großer Geist hilft, das Leiden im Leben als gewöhnlich zu betrachten.
Und doch gibt es ein faszinierendes Paradoxon. Wie Lewis geschickt aufzeigt, haben die Tibeter im Exil gelernt, dass Menschenrechtskampagnen auf der Schaffung und Verbreitung von Trauma-Erzählungen beruhen; auf diese Weise nutzen tibetische Aktivisten den ausländischen Trauma-Diskurs nicht zur psychologischen Heilung, sondern als politisches Mittel und Akt der Handlungsfähigkeit.