Bewertung:

Die Rezensionen heben eine tiefgreifende und aufschlussreiche Analyse des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handels aus der Sicht eines Kulturhistorikers hervor, der sich in erster Linie auf die heute als Belgien und die Niederlande bekannten Regionen konzentriert, wobei einige Verweise auf das breitere Europa gegeben werden.
Vorteile:Das Buch bietet eine einzigartige Perspektive, indem es Kulturgeschichte mit wirtschaftlicher Analyse verbindet und eine erfrischende Untersuchung bietet, die über die üblichen Wirtschaftstheorien hinausgeht. Es befasst sich mit verschiedenen Aspekten des Handels, einschließlich der nicht-standardmäßigen Verwendung von Geld, und stellt eine These auf, die die spezifische kulturelle Logik hinter der Wirtschaft der damaligen Zeit unterstreicht.
Nachteile:Ein bemerkenswerter Mangel ist die begrenzte Diskussion über demografische Veränderungen, insbesondere die Auswirkungen des Schwarzen Todes, der sich auf die wirtschaftlichen Bedingungen und den Status der Bauern auswirkte, was eine Lücke in der Analyse hinterlässt.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Commerce Before Capitalism in Europe, 1300-1600
In Commerce before Capitalism in Europe, 1300-1600, stellt Martha C. Howell die vorherrschenden Interpretationen der Beziehung zwischen der so genannten kommerziellen Revolution des spätmittelalterlichen Europas und dem darauf folgenden kapitalistischen Zeitalter in Frage.
Howell argumentiert, dass die Kaufleute, Ladenbesitzer, Handwerker und Verbraucher in den Städten und Höfen Westeuropas, selbst in den dicht verstädterten Niederlanden, die im Mittelpunkt dieser Studie stehen, keineswegs proto-kapitalistisch waren und ihr Eigentum nicht als vertretbaren Wert betrachteten. Obwohl sie das Eigentum mit Hilfe ausgeklügelter Finanztechniken frei kauften und verkauften, bewahrten sie seine Fähigkeit, soziale Bindungen zu sichern, indem sie den Markt stärker regulierten und der Heirat, dem Schenken und dem Konsum eine neue Bedeutung zuwiesen.
Spätere Generationen haben solche Maßnahmen manchmal als verwirrend empfunden und sie oft als Beweis dafür abgetan, dass die Geschäftsleute des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit die Regeln des Marktes nicht vollständig verstanden. Howell hingegen zeigt, dass solche Praktiken einer zeittypischen Logik folgten und dass sie, so primitiv sie späteren Generationen auch erscheinen mögen, die wirtschaftliche Zukunft Europas erst ermöglichten.