
Sensing Sacred Texts
Bei der Ritualisierung heiliger Texte kommen alle menschlichen Sinne zum Einsatz.
In diesen Aufsätzen geht es vor allem um die Ritualisierung der ikonischen Dimension von Texten durch die Sinne des Sehens, der Berührung, des Kusses und des Geschmacks, sowohl direkt als auch in der Vorstellung. Bei der ritualisierten Präsentation von Büchern wird der Sehsinn ganz anders angesprochen als beim Lesen.
Das Berühren wird mit dem Lesen von Schriften in Verbindung gebracht, aber das Berühren ermöglicht auch die Verwendung der Schrift als Amulett. Das Essen und Konsumieren von Texten ist eine allgegenwärtige Analogie für die Verinnerlichung des Inhalts von Texten durch Lesen und Auswendiglernen. Die Idee des Textkonsums spiegelt eine weit verbreitete Tendenz wider, Menschen und geschriebene Texte durch ihre Innerlichkeit und Äußerlichkeit gleichzusetzen: Bücher und Menschen haben beide materielle Körper, aber beide scheinen immaterielle Ideen zu enthalten.
Bücher verkörpern somit kulturelle und religiöse Werte, Doktrinen, Überzeugungen und Ideen physisch. In diesen Aufsätzen werden Theorien über vergleichende Schriften und die Affekttheorie zu diesem Thema herangezogen sowie reichhaltige ethnografische Beschreibungen von Schriftpraktiken mit jüdischer, Sikh-, muslimischer, christlicher, buddhistischer und moderner Kunst und historische Berichte über sich verändernde Praktiken mit heiligen Texten im alten und mittelalterlichen China und Korea sowie in den alten Kulturen des Nahen Ostens und des Mittelmeerraums.