Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Marriage Without Borders: Transnational Spouses in Neoliberal Senegal
In populären Liedern, im Fernsehen, in den Nachrichten und im Internet wird eine jabaaru immigr ("die Frau eines Migranten") als opportunistische Goldgräberin, als einsames Herz oder als naiver Dummkopf dargestellt. Auch der Ehemann der Migrantin wird als ausschweifender Schürzenjäger, erobernder Held, herzloser Versklavter und ausgebeutetes Arbeitstier dargestellt. Diese Darstellungen verweisen auf schwankende Auffassungen von Geschlecht, Status und Macht in der senegalesischen Gesellschaft und spiegeln ein akutes Unbehagen in diesem westafrikanischen Küstenland wider, das in den letzten 35 Jahren einen Exodus erlebt hat, da immer mehr Männer und Frauen in der Hoffnung auf eine bessere finanzielle Zukunft aus dem Senegal auswandern.
Marriage Without Borders ist eine standortübergreifende Studie über senegalesische Migration und Eheschließung, die die gegenwärtigen Veränderungen in der Verwandtschaftspraxis auf der ganzen Welt aufzeigt, die durch die neoliberale Forderung nach Mobilität und Flexibilität hervorgerufen werden. Auf der Grundlage von zehn Jahren ethnografischer Forschung sowohl in Europa als auch im Senegal untersucht das Buch ein besonderes soziales Ergebnis der wirtschaftlichen Globalisierung: transnationale Ehen zwischen senegalesischen Migrantenmännern, die in Europa leben, und Frauen, die im Senegal zu Hause sind. Diese Ehen haben unter den Senegalesen exponentiell zugenommen, während die wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten innerhalb des Landes immer weiter abgenommen haben. Um im Senegal ein erfolgreiches soziales Leben führen zu können, scheint es immer mehr erforderlich zu sein, das Land zu verlassen, entweder durch Migration oder durch Heirat mit einem Migranten. Neue Arten von affektiven Bindungen und Trennungen entstehen, wenn senegalesische Männer und Frauen bestehende Vorstellungen von ehelicher Verantwortung, kindlicher Pflicht, islamischer Frömmigkeit und familiärer Fürsorge umgestalten.
Dinah Hannaford verbindet diese senegalesischen transnationalen Ehen mit dem breiteren Muster flexibler verwandtschaftlicher Arrangements, die im gesamten globalen Süden entstehen, und argumentiert, dass die neoliberale Globalisierung und ihr Mobilitätsgebot tief in die Familie und das Herz hineinreichen und Beziehungen über Grenzen hinweg ausdehnen.