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Heroin, das oft als die härteste Droge angesehen wird, steht im Bewusstsein der Bevölkerung hoch im Kurs. In den 1920er Jahren gab die Heroinsucht in Großbritannien erstmals Anlass zur Sorge, doch während eine Gruppe von Ärzten die Sucht als behandlungsbedürftige Krankheit ansah, betrachteten andere Mediziner sie als ein Laster, das einer strengen Kontrolle bedarf. Die medizinische Gemeinschaft und die Regierung haben sowohl über die Definition der Sucht - medizinischer Zustand, moralisches Versagen oder soziales Problem - als auch über die Methode des Umgangs mit der Sucht - medizinische Behandlung oder gesetzliche Kontrollen - debattiert.
In Heroin untersucht Alex Mold das Zusammenspiel der verschiedenen Ansätze zur Behandlung der Heroinsucht und argumentiert, dass die Behandlung der Sucht als Krankheit und die Kontrolle von Heroin als soziales Problem in der Praxis kaum voneinander zu trennen waren. Die Behandlung wurde zu einem Mittel, um die Sucht und die Süchtigen selbst zu kontrollieren, aber die Debatten über die Art der Suchtbehandlung und die angewandten Methoden führten zu einer Politisierung des Themas. In den späten 1960er Jahren wurden Drug Dependence Units (DDUs) eingerichtet, um sowohl medizinische Behandlung als auch soziale Kontrolle zu verbinden. Das britische System behandelte die Sucht im Wesentlichen als Krankheit und bot die Erhaltungstherapie - die langfristige Verabreichung von Heroin oder einem Opioidersatzstoff - als Behandlung an. Die Erhaltungstherapie erwies sich als Quelle von Spannungen zwischen auf Suchtbehandlung spezialisierten Psychiatern und niedergelassenen Ärzten und Allgemeinmedizinern, die außerhalb der DDUs tätig waren. Dieser Konflikt äußerte sich in heftigen Auseinandersetzungen auf den Seiten medizinischer Fachzeitschriften, in Regierungsausschüssen und in Disziplinarverfahren vor dem General Medical Council.
Die gleichen Debatten, Konflikte und Spannungen, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Behandlung von Drogenabhängigen prägen, bestehen auch heute noch. Trotz der internationalen Gesetze und Kodizes im Bereich der Sucht und der Behandlung gibt es vieles, was im britischen Fall besonders und bedeutsam ist. Auf der Grundlage von Regierungsdokumenten, privaten Archivsammlungen, medizinischen Zeitschriften, mündlichen Quellen und offiziellen Berichten präsentiert Mold die erste detaillierte historische Analyse zu diesem Thema. Historiker, Soziologen, Suchtexperten und zeitgenössische politische Entscheidungsträger können aus dieser bahnbrechenden Studie Lehren aus der Vergangenheit ziehen und die künftige Reaktion auf die Heroinsucht gestalten.