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Rulers and Victims: The Russians in the Soviet Union
Viele Westler nannten die Sowjetunion früher "Russland". Auch die Russen betrachteten die Sowjetunion als ihr Land, aber das bedeutete nicht, dass sie mit ihr zufrieden waren. Am Ende hat Russland die Sowjetunion sogar zerstört. Wie kam es dazu, und was für ein Russland ist daraus entstanden?
In diesem aufschlussreichen Buch geht Geoffrey Hosking der Frage nach, was die sowjetische Erfahrung für die Russen bedeutete. Einer der Schlüssel liegt im Messianismus - der in der russischen Orthodoxie verwurzelten Vorstellung, dass die Russen ein "auserwähltes Volk" seien. Die Kommunisten formten diese Vorstellung in einen messianischen Sozialismus um, in dem die sowjetische Ordnung die Welt in eine neue Richtung führen würde. Keine der beiden Visionen entsprach jedoch dem "Gemeinschaftsgeist" des russischen Volkes, und der daraus resultierende Konflikt bestimmte die sowjetische Welt.
Hosking analysiert, wie der Sowjetstaat die russische Identität formte, beginnend mit den Auswirkungen der bolschewistischen Revolution und des Bürgerkriegs. Er erörtert die schwerwiegenden Verwerfungen, die sich aus der Kollektivierung und Industrialisierung ergaben, das Verhältnis zwischen ethnischen Russen und anderen sowjetischen Völkern, die dramatischen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Vorstellungen von Heimat und Patriotismus, die Trennung von "russischer" und "sowjetischer" Kultur, Führung und Personenkult sowie die Bedeutung der Technologie im sowjetischen Weltbild.
Im Mittelpunkt dieses eindringlichen Werks steht die grundlegende Frage, was mit einem Volk geschieht, das sein Nationalbewusstsein in den Dienst des Imperiums stellt. Es gibt keinen besseren Ratgeber als Geoffrey Hosking, um die historischen Kräfte aufzudecken, die die russische Identität in der postkommunistischen Welt formen.