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Hijras, Lovers, Brothers: Surviving Sex and Poverty in Rural India
Preisträger des Bernard S. Cohn-Preises 2023 der Gesellschaft für Asienkunde
Preisträger, 2021 Joseph W. Elder Prize in the Indian Social Sciences
Ruth-Benedict-Preis (2021), Gesellschaft für Queer-Anthropologie
Hijras, eine der drittgeschlechtlichen oder transsexuellen Bevölkerungsgruppen Indiens, sind in der südasiatischen Vorstellungswelt seit jeher präsent - in Mythen, Ritualen und im Alltagsleben, wobei sie oft in stigmatisierter Form mit Betteln und Sexarbeit in Verbindung gebracht werden. In den letzten Jahren sind Hijras in gewissem Maße auch politisch in Erscheinung getreten, da sie in der indischen Wahlpolitik eine moralische Rolle spielen und als Hochrisikogruppe im Rahmen der AIDS-Epidemie eine erhöhte Verletzlichkeit aufweisen.
Hijras, Lovers, Brothers erzählt von zwei Jahren Leben mit einer Gruppe von Hijras im ländlichen Indien. In dieser fesselnden Ethnografie enthüllt Vaibhav Saria nicht nur eine Gruppe von stigmatisierten oder ausgegrenzten Menschen, sondern eine Lebensweise, die aus Lachen, Kämpfen und Sehnsüchten besteht, die unser Verständnis von Queerness, Verwandtschaft und Psyche in Frage stellen.
Entgegen einfacher Rahmungen von Hijras, die sie an den Rand drängen, zeigt Saria, wie Hijras die normative indische Familie möglich machen. Das Buch zeigt auch, dass bestimmte Praktiken von Hijras, wie die Weigerung, Kondome zu benutzen oder sich retroviralen Maßnahmen zu unterziehen, nicht auf Unwissenheit, Verantwortungslosigkeit oder Analphabetismus zurückzuführen sind, sondern vielmehr auf ein spezifisches Idiom der erotischen Askese, das sowohl in der hinduistischen als auch in der islamischen Tradition entstanden ist. Dieses Idiom durchdringt die dicht verflochtenen Register von Erotik, Ökonomie und Verwandtschaft, die den Alltag der Hijras prägen und ein Repertoire der Selbstgestaltung jenseits der säkularen Horizonte von Public Health oder Queer Theory bieten.
Fesselnd geschrieben und voller scharfer Einsichten, bewegt sich das Buch von den kleinen Freuden des Alltags - Lachen, Flirten, Necken - bis hin zu unmöglichen Sehnsüchten, Verwandtschaft und Ökonomien von Eigentum und Substanz, um eine umfassendere Darstellung des Lebens von Trans* und der indischen Gesellschaft von heute zu geben.