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Hitchcock's Cryptonymies V2: Volume II. War Machines
Im ersten Film The Man Who Knew Too Much filmt Alfred Hitchcock eine Tontaube, die den Himmel überquert, eine dunkle Scheibe, die einer schwarzen Sonne ähnelt. Als das gleiche Werk die Zuschauer in einen Tempel für Sonnenanbeter führt (der sich als Fassade für Spione entpuppt), wird eine weitere schwarze Kugel eingeführt: eine schwarze Murmel, die zur Hypnose von Eingeweihten verwendet wird.
Tom Cohen geht diesem Motiv - und vielen anderen - nach und sieht darin eine ausdrückliche Herausforderung sowohl an die Darstellungsprotokolle der Aufklärung als auch an den Auteurismus, der die Studien über Hitchcock bestimmt hat. Dieser zweite Band von Hitchcocks Cryptonomies präsentiert die Werke des Regisseurs als eine radikale Collage aus Bildern und Abwesenheiten, Buchstaben und Zahlen, Zitaten und Klängen, die zusammengenommen Hitchcock als eine wissende Figur kennzeichnen, die sich ihrer - und der Stellung des Kinos - an der Schwelle zu einer globalen Medienkultur ebenso bewusst war wie der revolutionären Auswirkungen des Kinos auf Wahrnehmung und Erinnerung. Cohens provokante Befragung gipfelt in einer innovativen eingehenden Analyse von To Catch a Thief, einem Werk, das vom kritischen Establishment als bloße leichte Unterhaltung missachtet wurde.
Als Thriller getarnt, sind Hitchcocks Filme ebenso subversiv wie die Spione, um die sich ihre Handlungen oft drehen. Cohen sieht sie als "Kriegsmaschinen", die im Zentrum des Filmkanons versteckt sind und sowohl traditionelle Modelle von Heim, Familie und Staat aushöhlen als auch zunehmend überholte Seh- und Wissensweisen sabotieren sollen.
Tom Cohen ist Professor für amerikanische Literatur, Kritik und Filmwissenschaft an der University of Albany. Er ist der Autor von Anti-Mimesis: Von Plato bis Hitchcock und Ideologie und Inschrift: "Cultural Studies" nach Benjamin und Mitherausgeber von Material Events (Minnesota, 2000).