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Homer: The Poetry of the Past
Andrew Ford befasst sich in diesem Buch auf ebenso fesselnde wie kenntnisreiche Weise mit den immerwährenden Fragen, was Poesie ist, wie sie entstanden ist und wozu sie gut ist. Er konzentriert sich auf den kritischen Moment in der westlichen Literatur, als die Heldengeschichten der mündlichen griechischen Tradition begannen, schriftlich festgehalten zu werden, und untersucht diese Fragen im Lichte der homerischen Dichtung. Durch eine neue Lektüre der Ilias und der Odyssee und unter Bezugnahme auf andere frühe Epen vertieft Ford unser Verständnis dessen, was Dichtung in einer Zeit vor der Verschriftlichung von Texten, vor einem entwickelten Sinn für Autorenschaft und vor der Existenz einer institutionalisierten Kritik war.
Indem er das, was über Homers Kunst bekannt ist, in den breiteren Kontext von Homers Welt stellt, zeichnet Ford die Auswirkungen der mündlichen Tradition auf die Entwicklung des Epos nach und befasst sich mit Themen wie den Inspirationsquellen des Dichters und den generischen Beschränkungen für die epische Komposition. Nachdem er Homers poetisches Vokabular und seine fiktiven und mythischen Darstellungen der Gesangskunst untersucht hat, rekonstruiert Ford eine Vorstellung von Poesie, die sich deutlich von derjenigen früherer Interpreten unterscheidet. Er argumentiert, dass Homer sein Projekt eher religiös als literarisch oder historisch begründet, und kommt zu dem Schluss, dass die archaische Poesie den Anspruch erhebt, eine einzigartig transparente und unmittelbare Darstellung der Vergangenheit zu geben.
Homer: The Poetry of the Past ist eine anregende und unterhaltsame Lektüre für alle, die sich für die Traditionen der Poesie interessieren, sowie für Studenten und Wissenschaftler in den Bereichen Klassik, Literaturtheorie, Literaturgeschichte und Geistesgeschichte.