Bewertung:

Das Buch bietet eine detaillierte und gut recherchierte Untersuchung der Homoerotik vom antiken Mesopotamien bis in die Neuzeit und geht dabei auf historische Zusammenhänge, gesellschaftliche Integration und kulturelle Interpretationen ein. Obwohl es sich um einen akademischen Text handelt, der schwierig zu lesen sein kann, wird er für seine wertvollen Beiträge zu GLBT-Studien und zum historischen Verständnis gelobt.
Vorteile:Gut recherchierte, detaillierte Analyse, wichtig für das Verständnis antiker Sexualität, bietet eine neue Perspektive auf biblische Texte, hebt den kulturellen Kontext hervor, wertvoll für akademische Studien und GLBT-Literatur.
Nachteile:Schwierig zu lesen aufgrund des akademischen Schreibstils, teilweise etwas trocken und veraltet, schlägt vielleicht nicht ganz die Brücke zu modernen gleichgeschlechtlichen Beziehungen, einige glauben, dass es die zeitgenössische Kultur in den Schlussfolgerungen zu sehr widerspiegelt.
(basierend auf 14 Leserbewertungen)
Homoeroticism in the Biblical World: A Historical Perspective
Nissinens preisgekröntes Buch gibt einen Überblick über die Einstellung der antiken Welt zur Homoerotik, d.h. zu erotischen gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Mit Fokus auf die Bibel und ihr kulturelles Umfeld - Mesopotamien, Griechenland, Rom, Israel - führt Nissinen prägnant und gut lesbar in die relevanten Quellen und ihre historischen Kontexte ein.
Homoerotik wird als Teil der Geschlechtsidentität untersucht, d. h. als Zusammenspiel von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentifikation, Geschlechtsrollen und sexueller Praxis. In den patriarchalischen Kulturen der biblischen Welt, so zeigt Nissinen, wurden homoerotische Praktiken als Rollenkonstruktion zwischen dem aktiven und dem passiven Partner betrachtet und nicht als Ausdruck einer Orientierung, die wir heute "Homosexualität" nennen. Nissinen zeigt, wie sich dies auf die begrenzte Akzeptanz homoerotischer Beziehungen in der griechischen und römischen Kultur sowie auf die Verurteilung jeglicher gleichgeschlechtlicher erotischer Aktivitäten durch Israel und die frühe Kirche auswirkt.
Für Leser, die sich für die antike Welt oder zeitgenössische Debatten interessieren, zeigt Nissinens faszinierende Studie, warum die antiken Texte - sowohl biblische als auch außerbiblische - nicht als Quellen für direkte Analogien oder Argumente in der heutigen Diskussion geeignet sind.