
Interdisciplinarity: Reconfigurations of the Social and Natural Sciences
Der Gedanke, dass die Forschung interdisziplinärer werden sollte, hat sich eingebürgert. Nach Ansicht einflussreicher Kommentatoren erfordert die beispiellose Komplexität von Problemen wie dem Klimawandel oder den sozialen Auswirkungen der Biomedizin interdisziplinäre Bemühungen, die sowohl die Sozial- als auch die Naturwissenschaften integrieren. In diesem Zusammenhang ist die Frage, ob eine bestimmte Wissenspraxis zu disziplinär, zu interdisziplinär oder nicht disziplinär genug ist, zu einem Thema für Regierungen, Forschungspolitiker und Fördereinrichtungen geworden. Kurz gesagt, Interdisziplinarität ist zu einem zentralen politischen Anliegen geworden, wobei der Begriff die verschiedenen Praktiken, die unter ihm zusammengefasst werden, eher verschleiert als erhellt.
Dieser Band bietet einen neuen Ansatz für die Theorie der Interdisziplinarität und zeigt, wie die Grenzen zwischen den Sozial- und Naturwissenschaften neu gestaltet werden. Er untersucht die gegenwärtige Beschäftigung mit Interdisziplinarität, insbesondere den Aufstieg eines bestimmten Diskurses, in dem sie mit einer Transformation der Beziehungen zwischen Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft in Verbindung gebracht wird. Die Beiträge befassen sich mit Versuchen, die Zusammenarbeit zwischen den Natur- und Ingenieurwissenschaften einerseits und den Sozial-, Kunst- und Geisteswissenschaften andererseits zu fördern. Von der Ethnographie in der IT-Industrie bis zu den Wissenschafts- und Technologiestudien, von den Umweltwissenschaften bis zu den medizinischen Geisteswissenschaften, von der Kybernetik bis zu den Kunstwissenschaften wird in diesem Band untersucht, wie Interdisziplinarität als Lösung nicht nur für die Verbesserung der Beziehungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, sondern auch für das Streben nach Verantwortlichkeit und die Notwendigkeit der Förderung von Innovationen angesehen wird.
Interdisziplinarität ist eine unverzichtbare Lektüre für Wissenschaftler, Studierende und politische Entscheidungsträger in den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften, einschließlich Anthropologie, Geografie, Soziologie, Wissenschafts- und Technologiestudien und Kulturwissenschaften, sowie für alle, die interdisziplinäre Forschung betreiben. Besonders relevant ist es für diejenigen, die sich mit Wissensökonomie, Wissenschaftspolitik, Umweltpolitik, angewandter Anthropologie, ELSI-Forschung, medizinischen Geisteswissenschaften und Kunstwissenschaft beschäftigen.