Bewertung:

Thomas Brodie stellt in seinem Buch die umstrittene These auf, dass Jesus und Paulus keine historischen Figuren waren, sondern literarische Konstrukte, die aus dem Alten Testament abgeleitet wurden. Diese von einem irischen Dominikanerpriester und Bibelwissenschaftler vertretene Sichtweise stellt traditionelle wissenschaftliche Ansichten in Frage und richtet sich insbesondere gegen Bart Ehrmans Verteidigung der Historizität Jesu. Brodies Werk enthält eine persönliche Erzählung über seine Reise durch den Glauben und die Wissenschaft und ist damit sowohl ein Erinnerungsbuch als auch ein wissenschaftliches Argument.
Vorteile:Das Buch wird für seine faszinierende literarische Annäherung an die Christus-Mythos-Theorie, seine überzeugenden Argumente und die mutige Haltung des Autors als Priester gelobt. Die Rezensenten fanden Brodies Methoden und Einsichten in die Beziehung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament sehr anregend, und sein Schreibstil wird als leicht zu lesen bezeichnet. Viele schätzen seine Gründlichkeit bei der Untersuchung der biblischen Texte und danken ihm für seinen Beitrag zur Diskussion über die historische Existenz Jesu.
Nachteile:Kritiker bemängeln, dass es dem Buch an origineller Forschung mangelt und dass es langweilig ist, wobei einige Brodies Schlussfolgerungen als unplausibel oder zielgerichtet abtun. Es gibt Bedenken, dass seine Erzählung die Bedeutung eines historischen Jesus untergräbt und mit der Leugnung des Holocausts gleichzusetzen ist. Einige Leser finden es enttäuschend und stellen die Stichhaltigkeit seiner Argumente gegen die Existenz Jesu in Frage und bezeichnen sie als abwegig und übermäßig skeptisch.
(basierend auf 15 Leserbewertungen)
Beyond the Quest for the Historical Jesus: Memoir of a Discovery
Während die historisch-kritischen Studien in den letzten vierzig Jahren mit neuer Intensität versuchten, die Ereignisse hinter den biblischen Texten, nicht zuletzt das Leben Jesu, zu rekonstruieren, erreichten zwei Zweige der Literaturwissenschaft endlich ihre Reife. Erstens erkannten die Forscher, dass viele biblische Texte Umschreibungen oder Umgestaltungen älterer, noch existierender Texte sind, wodurch klarer wird, woher die biblischen Texte stammen.
Und zweitens verdeutlichten Studien zur antiken Kompositionskunst die Einheit und den Zweck der biblischen Texte, d. h., wohin die biblischen Texte führten. Das primäre literarische Modell hinter den Evangelien, so argumentiert Brodie, ist der biblische Bericht von Elia und Elisa, wie R.
E. Brown bereits 1971 erkannte. In diesen faszinierenden Erinnerungen an seinen Lebensweg schildert Tom Brodie, Ire, Dominikanerpriester und Bibelwissenschaftler, die Schritte, die er in einem ereignisreichen Leben in vielen Ländern unternommen hat, bis zu seiner Schlussfolgerung, dass der neutestamentliche Bericht über Jesus im Wesentlichen eine Neufassung der Septuaginta-Version der hebräischen Bibel oder in einigen Fällen früherer Texte des Neuen Testaments ist.
Die Herausforderung Jesu an seine künftigen Jünger (Lk 9,57-62) ist beispielsweise eine Abwandlung der Herausforderung an Elia am Horeb (1. Könige 19), während seine Reise von Jerusalem und Judäa nach Samaria und darüber hinaus (Joh 2,23-4,54) stark dem Bericht über die Reise des Wortes Gottes in den Apostelgeschichten 1-8 geschuldet ist. Die Suche nach literarischen Anleihen und Kunstwerken ist noch lange nicht abgeschlossen, aber es ist bereits möglich und notwendig, eine Schlussfolgerung zu ziehen: Sie lautet, dass Jesus als historische Person nicht existiert hat.
Dies ist nicht so negativ, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. In einer sehr persönlichen Coda beginnt Brodie, eine neue Vision von Jesus als Ikone der Gegenwart Gottes in der Welt und in der menschlichen Geschichte zu entwickeln.