Bewertung:

Das Buch „Jews and Crime in Medieval Europe“ von Ephraim Shoham-Steiner untersucht die komplexe Beziehung zwischen aschkenasischen Juden und kriminellen Aktivitäten während des Mittelalters anhand verschiedener Fallstudien, die aus halachischen Responsen und Archivdaten stammen. Er untersucht Themen wie Diebstahl, Mord und Verbrechen, an denen Frauen beteiligt waren, und gibt Einblicke in den jüdischen rechtlichen und sozialen Rahmen, der diese Themen umgab. Der Autor setzt moderne Analysetechniken ein, um Details aufzudecken, die in den Primärquellen oft fehlen, und ordnet die Diskussion in einen breiteren historischen, sozioökonomischen und religiösen Kontext ein.
Vorteile:⬤ Bietet eine eingehende Analyse eines obskuren Themas mit reichen historischen Details.
⬤ Nutzt halachische Responsa und Archivdaten effektiv, um anschauliche Geschichten zu erzählen.
⬤ Bietet eine klare Methodik und einen kontextuellen Hintergrund in der Einleitung.
⬤ Der fesselnde Schreibstil verbindet wissenschaftliche Raffinesse mit guter Lesbarkeit.
⬤ Enthält umfangreiche Endnoten und Anhänge zur weiteren Erforschung von Primärquellen.
⬤ Geht auf moderne feministische Anliegen ein und kritisiert die rabbinische Autorität mit Bedacht.
⬤ Die dreißig Seiten lange Einleitung könnte von einigen Lesern als zu lang empfunden werden.
⬤ Die Konzentration auf spezifische Fallstudien kann die Anwendbarkeit der Schlussfolgerungen einschränken.
⬤ Einige Leser könnten die Diskussionen über komplexe rechtliche und soziale Konzepte als schwierig empfinden, wenn sie keine Vorkenntnisse haben.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Jews and Crime in Medieval Europe
Juden und Kriminalität im mittelalterlichen Europa ist ein Thema, das von Vorurteilen einerseits und Apologetik andererseits geprägt ist. Seit dem Mittelalter wurden Juden oft als von Habgier getriebene Verbrecher dargestellt.
Während diese Anschuldigungen in den meisten Fällen unbegründet waren, waren in anderen Fällen die kriminellen Anschuldigungen gegen Juden nicht ganz unbegründet. Anhand einer Vielzahl juristischer, liturgischer, literarischer und archivarischer Quellen untersucht Ephraim Shoham-Steiner die Gründe für die Beteiligung an Verbrechen, das soziale Profil von Juden, die Verbrechen begangen haben, und die Methoden und Mechanismen, die von der Justiz und den Gemeinden angewandt wurden, um mit jüdischen Verbrechern und mit von Juden begangenen Verbrechen umzugehen. Die Haltung einer Gesellschaft gegenüber Personen, die von anderen oder von sich selbst als Kriminelle identifiziert werden, kann als Fenster zu den Sitten dieser Gesellschaft dienen und Aufschluss darüber geben, wie die Übeltäter sich selbst und die Haltung der Gesellschaft ihnen gegenüber verstanden.
Das Buch ist in drei Hauptteile gegliedert. Im ersten Abschnitt befasst sich Shoham-Steiner mit Diebstahl und Finanzdelikten.
Im zweiten Abschnitt geht er auf körperliche Gewalt und Mord ein, vor allem unter Juden, aber auch auf Fälle, in denen Juden andere angegriffen haben, und auf Fälle, in denen Juden Nicht-Juden aufgefordert haben, Gewalt gegen andere Juden auszuüben. Im dritten Abschnitt befasst sich Shoham-Steiner mit der Rolle der Frauen in der Kriminalität und untersucht die geschlechtsspezifischen Unterschiede, indem er die Art der Verbrechen untersucht, an denen Frauen sowohl als Täterinnen als auch als Opfer beteiligt waren, sowie die Reaktion auf ihre Beteiligung an kriminellen Aktivitäten unter den europäischen Juden des Mittelalters. Während die Erforschung von Verbrechen und der sozialen Einstellung zu Kriminellen in den Sozialwissenschaften fest etabliert ist, ist die Geschichte des Verbrechens und der sozialen Einstellung zu Verbrechen und Kriminellen relativ neu, insbesondere in der Mediävistik und erst recht in der jüdischen Mediävistik.
Jews and Crime in Medieval Europe geht einen neuen Weg, um die Geschichte des täglichen Lebens aus äußerst widerspenstigen Quellen zu erschließen. Das Buch richtet sich nicht nur an Wissenschaftler und Studenten der mittelalterlichen Judaistik, der europäischen Geschichte des Mittelalters und der Kriminalität in der vormodernen Gesellschaft.