Juden und Verbrechen im mittelalterlichen Europa

Bewertung:   (4,8 von 5)

Juden und Verbrechen im mittelalterlichen Europa (Ephraim Shoham-Steiner)

Leserbewertungen

Zusammenfassung:

Das Buch „Jews and Crime in Medieval Europe“ von Ephraim Shoham-Steiner bietet eine detaillierte Untersuchung der Beziehung zwischen aschkenasischen Juden und Kriminalität im Mittelalter. Er stützt sich auf halachische Responsen und Archivdaten und präsentiert Fallstudien zu Diebstahl, Mord und Verbrechen an Frauen. Die Autorin analysiert den sozioökonomischen und religiösen Kontext dieser Verbrechen und gibt Einblicke in die Dynamik der jüdischen Gemeinschaft und die rabbinische Autorität, geht aber auch auf moderne feministische Kritik ein.

Vorteile:

Das Buch bietet eine faszinierende und tiefgreifende Analyse eines obskuren Themas und verbindet strenge Wissenschaft mit einem ansprechenden Schreibstil. Es nutzt Primärquellen, um anschauliche Geschichten zu erzählen, und zieht weiterreichende Schlussfolgerungen über die jüdische Einstellung zum Verbrechen. Die Einbeziehung von historischen Einblicken, Endnoten und Anhängen mit Übersetzungen bereichert das Verständnis des Lesers. Die Vertrautheit des Autors mit bedeutenden jüdischen Gelehrten und kritischen Theorien verleiht der Analyse zusätzliche Tiefe.

Nachteile:

Manche Leser könnten den einleitenden Teil als langatmig empfinden, da er aus einer dreißigseitigen Erklärung der Methodik besteht. Außerdem könnten die Diskussionen über zeitgenössische feministische Anliegen und Klassenungleichheit nicht bei allen Lesern Anklang finden, da sie möglicherweise vom historischen Schwerpunkt abweichen. Die Komplexität bestimmter soziokultureller Themen erfordert möglicherweise auch ein gewisses Vorwissen der Leser.

(basierend auf 1 Leserbewertungen)

Originaltitel:

Jews and Crime in Medieval Europe

Inhalt des Buches:

Juden und Verbrechen im mittelalterlichen Europa ist ein Thema, das einerseits von Vorurteilen und andererseits von Apologetik geprägt ist. Seit dem Mittelalter wurden Juden oft als von Habgier getriebene Verbrecher dargestellt.

Während diese Anschuldigungen in den meisten Fällen unbegründet waren, waren in anderen Fällen die kriminellen Anschuldigungen gegen Juden nicht ganz unbegründet. Anhand einer Vielzahl juristischer, liturgischer, literarischer und archivarischer Quellen untersucht Ephraim Shoham-Steiner die Gründe für die Beteiligung an Verbrechen, das soziale Profil von Juden, die Verbrechen begangen haben, und die Methoden und Mechanismen, die von der Justiz und den Gemeinden angewandt wurden, um mit jüdischen Verbrechern und mit von Juden begangenen Verbrechen umzugehen. Die Haltung einer Gesellschaft gegenüber Personen, die von anderen oder von sich selbst als Kriminelle identifiziert werden, kann als Fenster zu den Sitten dieser Gesellschaft dienen und Aufschluss darüber geben, wie die Übeltäter sich selbst und die Haltung der Gesellschaft ihnen gegenüber verstanden.

Das Buch ist in drei Hauptteile gegliedert. Im ersten Abschnitt befasst sich Shoham-Steiner mit Diebstahl und Finanzdelikten.

Im zweiten Abschnitt geht er auf körperliche Gewalt und Mord ein, vor allem unter Juden, aber auch auf Fälle, in denen Juden andere angegriffen haben, und auf Fälle, in denen Juden Nicht-Juden aufgefordert haben, Gewalt gegen andere Juden auszuüben. Im dritten Abschnitt befasst sich Shoham-Steiner mit der Rolle der Frauen in der Kriminalität und untersucht die geschlechtsspezifischen Unterschiede, indem er die Art der Verbrechen untersucht, an denen Frauen sowohl als Täterinnen als auch als Opfer beteiligt waren, sowie die Reaktion auf ihre Beteiligung an kriminellen Aktivitäten unter den europäischen Juden des Mittelalters. Während die Erforschung von Verbrechen und der sozialen Einstellung zu Kriminellen in den Sozialwissenschaften fest etabliert ist, ist die Geschichte des Verbrechens und der sozialen Einstellung zu Verbrechen und Kriminellen relativ neu, vor allem im Bereich der Mediävistik und erst recht in der Judaistik des Mittelalters.

Das Buch Jews and Crime in Medieval Europe beschreitet einen neuen Weg, um die Geschichte des täglichen Lebens aus äußerst widerspenstigen Quellen zu erschließen. Das Buch richtet sich nicht nur an Wissenschaftler und Studenten der mittelalterlichen Judaistik, der europäischen Geschichte des Mittelalters und der Kriminalität in der vormodernen Gesellschaft.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9780814345597
Autor:
Verlag:
Sprache:Englisch
Einband:Hardcover
Erscheinungsjahr:2020
Seitenzahl:460

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