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Kant's Metaphysic of Experience - Vol I
Es ist ein Skandal für die philosophische Wissenschaft und nicht zuletzt für die deutsche philosophische Wissenschaft, dass mehr als hundertfünfzig Jahre nach dem Erscheinen der Kritik der reinen Vernunft noch immer ein Kommentar fehlt, der mit Werken wie dem von Pacius zum Organon des Aristoteles oder gar dem von Adam zur Republik des Platon vergleichbar ist. Unter allen Autoren, die über Kants Hauptwerk schreiben, gibt es keinen, der sich herablässt, es Satz für Satz zu erklären: Hans Vaihinger, der sich als einziger daran gemacht hat, hat versucht, einen Kommentar nicht nur zur Kritik, sondern zu allen bisherigen Kommentatoren zu schreiben; und wie es nur natürlich war, hat er diese unmögliche Aufgabe aufgegeben, als er nur ein Stückchen weitergekommen war.
In Ermangelung eines ausführlichen Kommentars haben wir es mit einem unvermeidlichen Wirrwarr von widersprüchlichen Meinungen über Kants Lehren zu tun. Noch schlimmer ist, dass der unglückliche Student und sogar, wenn ich nach meiner eigenen Erfahrung urteilen darf, viele Lehrer der Philosophie die vageste Vorstellung von der Bedeutung der Worte Kants haben. Es gibt Sätze, in denen der Leser nicht in der Lage ist zu entscheiden, auf welches von mehreren Substantiven sich die Relativ- und Demonstrativpronomen beziehen, oder welches von zwei Substantiven als Subjekt und welches als Objekt zu betrachten ist.
Selbst in diesen elementaren Fragen sucht man vergeblich nach einem verlässlichen Wegweiser, und es ist eine schlichte Tatsache, dass die meisten Studenten viele Stellen, und allzu oft entscheidende Stellen, finden, denen sie überhaupt keinen Sinn zuordnen können. Es ist nicht verwunderlich, dass sie die Meinungen anderer aus zweiter Hand übernehmen, ohne sie bestätigen oder kritisieren zu können.