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Karl Straube (1873-1950): Germany's Master Organist in Turbulent Times
Im Laufe seiner vielseitigen Karriere stieg Karl Straube (1873-1950) in einer deutschen Musikwelt, die sich in einem beispiellosen künstlerischen und gesellschaftspolitischen Umbruch befand, in Positionen von immenser kultureller Autorität auf. Als Sohn eines deutschen Harmoniumbauers und einer intellektuell veranlagten englischen Mutter etablierte sich Straube um die Jahrhundertwende als Deutschlands bedeutendster Orgelvirtuose.
Sein Aufwachsen im Bismarckschen Berlin förderte sein intensives Interesse an Weltgeschichte und Politik. Schnell wurde er zu einem gefragten Lehrer, Herausgeber und Vertrauten von Komponisten und Intellektuellen, deren Werk er oft maßgeblich beeinflusste. Als elfter Nachfolger J.
S. Bachs im Kantorat der Leipziger Thomaskirche fokussierte er die Aufgaben des Chores als Kurator der Werke Bachs und, im instabilen politischen Klima der Zwischenkriegszeit, als internationaler Abgesandter der deutschen Kunst.
Sein schwieriges Ausscheiden aus der Kantorei im Jahr 1939 trug die Narben seiner Zugehörigkeit zu den Nazis und führte zu einem letzten Jahrzehnt des Kampfes und der Desillusionierung, als die deutsche Gesellschaft zusammenbrach. Christopher Andersons Buch ist die erste detailreiche Untersuchung von Karl Straubes bemerkenswertem Leben vor dem Hintergrund des dynamischen und manchmal unheimlichen Nationalismus, der es prägte.
Durch die umfassende Untersuchung von Primärquellen enthüllt Anderson einen brillanten, aber zutiefst widersprüchlichen Musiker, dessen Einfluss bisher zwar anerkannt, ja sogar gepriesen, aber wenig verstanden wurde.