
No Place of Rest: Jewish Literature, Expulsion, and the Memory of Medieval France
Als König Philipp VI. 1306 die Juden vertrieb, wurden etwa 100 000 Männer, Frauen und Kinder aus dem königlichen Frankreich in die benachbarten Länder Spanien, Provence, Italien und Nordafrika vertrieben.
Die große Vertreibung von 1306 war wohl einer der traumatischsten Momente der mittelalterlichen jüdischen Geschichte und sollte sich als Vorbote einer Reihe von lokalen und allgemeinen Rückrufaktionen und Vertreibungen erweisen, die im Vertreibungsdekret von König Karl VI. von 1394 gipfelten. Trotz der Umwälzungen des vierzehnten Jahrhunderts war die literarische Produktivität der Juden erstaunlich.
Dennoch gibt es nur wenige direkte Hinweise auf die katastrophalen Ereignisse von 1306, selbst in jüdischen liturgischen und historiografischen Texten, wo man sie eigentlich erwarten würde. In No Place of Rest entlockt Susan Einbinder den literarischen Spuren dieser traumatischen Vertreibung.
Warum ist die Erinnerung an diese stolze und lebendige jüdische Gemeinschaft aus dem historischen Gedächtnis verschwunden? Wo finden sich ihre Überbleibsel bei späteren Gemeinden und Lesern? Von den Texten des vermeintlichen „jüdischen Troubadours“ Isaac HaGorni bis hin zu medizinischen Texten und astronomischen Karten untersucht Einbinder eine Reihe von Schriften, die sie als Gedenkschriften ausweist. Ihre sorgfältige Lektüre legt offen, wie mittelalterliche Juden ihre Identität im Exil behaupteten und, was vielleicht noch wichtiger ist, dazu beitrugen, ihre Geschichte zu bewahren oder zu verwischen.