
Es ist ein ruhiger Ort mit saftig grünem Gras, das den Standort des ehemaligen belarussischen Dorfes bedeckt. Ein Dorf, das 1943 mitsamt seinen Bewohnern niedergebrannt wurde. Jeder, der diese kleine Ecke Osteuropas kennt, ist von den Ereignissen, die sich dort zugetragen haben, zutiefst erschüttert, und der Name des Dorfes Chatyn ist inzwischen zum Inbegriff einer schrecklichen nationalen Tragödie geworden. Doch dieser Name steht nicht nur für eine Tragödie, er erinnert auch an den ungeheuren Mut derer, die für das Leben und die Freiheit ihres Landes gekämpft haben.
Die Geschichte dieses Dorfes und die Ereignisse rund um seine Vernichtung stehen im Mittelpunkt des Romans Chatyn von Ales Adamovich, der auf der Grundlage historischer Dokumente geschrieben wurde. Der Autor, selbst ein Veteran des Zweiten Weltkriegs und Partisan, schildert die Realität des Partisanenwiderstands gegen den Faschismus in Belarus.
Die Hauptfigur ist ein Mann namens Florian, der in seinen Erinnerungen zu Ereignissen zurückkehrt, die sich vor etwa dreißig Jahren zugetragen haben, als er sich als Jugendlicher einer Partisaneneinheit anschloss und seine zukünftige Frau Glasha kennenlernte. Er wird Zeuge, wie die Dorfbewohner von Chatyn als Vergeltung für ihre Unterstützung der Partisanenbewegung lebendig verbrannt werden. Die ungeheure Grausamkeit der Todesschwadron und ihrer Befehlshaber zeigte sich darin, dass die gesamte Gemeinde für die Taten derjenigen bestraft wurde, die den Partisanen geholfen hatten. Das Dorf, das hauptsächlich aus älteren Menschen und Müttern mit Kindern bestand, wurde in eine Scheune gesperrt. Nachdem sie mit trockenem Heu bedeckt worden war, wurde die Scheune mit den darin befindlichen Familien in Brand gesteckt.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später hat Adamovichs Geschichte über den Mut der einfachen Menschen nichts von ihrer Aktualität verloren. Auch heute noch wird die Welt von Kriegsverbrechen gegen Gemeinschaften von Nichtkombattanten heimgesucht. Chatyn ist ein Zeugnis für ein Ereignis, das nicht vergessen werden darf, und für eine Realität, die sich nicht wiederholen darf.