
Critical Theories of Crisis in Europe: From Weimar to the Euro
Was lässt sich aus dem chaotischen Untergang der Weimarer Republik und der Erosion der europäischen liberalen Staatlichkeit in der Zwischenkriegszeit für die gegenwärtige europäische Krise lernen? Dieses Buch analysiert und erklärt das wiederkehrende Auftreten von Krisen in europäischen Gesellschaften. Es fragt, wie frühere Krisen unser Verständnis der gegenwärtigen Krise beeinflussen können.
Die besondere Perspektive ist, dass diese Krisen nicht nur wirtschaftliche und soziale Krisen sind, sondern auch als Krisen der öffentlichen Macht, Ordnung und Autorität verstanden werden müssen. Mit anderen Worten, es wird argumentiert, dass wesentliche Herausforderungen an die funktionale und normative Struktur von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für die Entstehung und den Verlauf dieser Krisen von zentraler Bedeutung waren. Das Buch stützt sich auf die reichhaltige „Krisenliteratur“, die in der Tradition der kritischen Theorie entwickelt wurde, und ergänzt diese, um einen konzeptionellen Rahmen für das Verständnis gesellschaftlicher Krisen zu skizzieren.
Die zentrale Idee ist, dass gesellschaftliche Krisen eine Diskrepanz zwischen der Entfaltung sozialer Prozesse und den institutionellen Rahmenbedingungen darstellen, die zur normativen Stabilisierung solcher Prozesse geschaffen wurden. Die Krisen, um die es hier geht, sind in Perioden entstanden, die durch starke soziale, wirtschaftliche und technologische Veränderungen sowie durch politische Umwälzungen gekennzeichnet waren.
Die Krisen stellten somit Momente dar, in denen das bestehende funktionale und normative Raster der Gesellschaft, wie es in den Vorstellungen von öffentlicher Ordnung und Autorität verkörpert ist, ernsthaft in Frage gestellt und in vielen Fällen untergraben wurde. Aus dieser Perspektive rekonstruiert das Buch, wie sich die Krisen entwickelten, wie sie erlebt wurden und welche Art von Reaktionen die jeweiligen Krisen hervorriefen.