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Being Alive: Selected Poems
D. H. Lawrence: Lebendig sein: Ausgewählte Gedichte.
Herausgegeben mit einer Einführung von Margaret Elvy.
D. H. Lawrence' schrille und eigenwillige Beschwörungen von Sex, Berührung, Frühling, Blumen, Natur, Liebe, schwarzen Sonnen, Fischen und anderen Herrlichkeiten sind hier in dieser neuen Auswahl versammelt.
Reihe Britische Dichter. Bibliographie und Anmerkungen.
D. H. Lawrence' Poesie ist weit weniger bekannt als seine Belletristik. Sie ist oft eher locker als flüssig, eher unstrukturiert als "freie" Verse und eher unordentlich als klar definiert. Es ist, wie Lawrence betont, eine Poesie des Augenblicks, eine Poesie im Prozess des Werdens, die sich ständig auflöst.
Im Vorwort zu seinem Buch Stiefmütterchen schrieb er über diese atemlose Vergänglichkeit, die für ihn im Leben einer Blume verkörpert ist: der Atem des Augenblicks, und ein ewiger Augenblick, der dem nächsten ewigen Augenblick leicht widerspricht. Nur nagel das Stiefmütterchen nicht fest. Du wirst es nicht besser behalten, wenn du das tust".
In der Einleitung zur amerikanischen Ausgabe von New Poems schrieb Lawrence:
Lass mich den Schlamm und den Himmel in meinem Lotus spüren. Lass mich den schweren, verschlammten, saugenden Schlamm spüren, das Drehen der Himmelswinde. Lass mich beides in reinstem Kontakt spüren, die Nacktheit des saugenden Gewichts, das nackt vorbeiziehende Strahlen. Gib mir nichts Fixes, Festes, Statisches. Gib mir nicht das Unendliche oder das Ewige: nichts von der Unendlichkeit, nichts von der Ewigkeit. Gib mir das stille, weiße Brodeln, die Glut und die Kälte des inkarnierten Augenblicks: den Augenblick, das Schnelle aller Veränderung und Eile und Gegensätze: den Augenblick, die unmittelbare Gegenwart, das Jetzt. Der unmittelbare Augenblick ist kein Wassertropfen, der stromabwärts fließt. Er ist die Quelle und der Ausgang, das Aufsprudeln des Stroms. Hier, in diesem unmittelbaren Augenblick, sprudelt der Strom der Zeit aus den Quellen der Zukunft und fließt weiter zu den Ozeanen der Vergangenheit. Die Quelle, das Thema, die schöpferische Schnelligkeit. Es gibt die Poesie dieser unmittelbaren Gegenwart, die Poesie des Augenblicks, aber auch die Poesie der unendlichen Vergangenheit und der unendlichen Zukunft. Die brodelnde Poesie des fleischgewordenen Jetzt steht über allem, selbst über dem Ewigen des Vorher und Nachher.
Lawrence' typische Poesie findet sich in Gedichten wie "Sicilian Cyclamens", "Snake" und "Snap-Dragon", länglichen, lockeren Gedichten mit viel Raum, die Lawrence erlauben, sein Thema zu erforschen.
Lawrence deckt in seinen Gedichten ein erstaunlich breites Spektrum an Themen ab - viel breiter als etwa Robert Graves, Thomas Hardy oder John Keats. Unter den Dichtern gibt es niemanden, der so ist wie er. Wie jeder Dichter hat er seine Lieblingsideen, auf die er immer wieder einhackt: der Fluss des Blutes aus der Ära der Söhne und Liebhaber, die "Demokratie des Tastsinns" aus Lady Chatterleys Liebhaber, der christologische Machismo aus der Lyrik der Gefiederten Schlange, der Hass auf die Arbeit, die Liebe zu allem, was mediterran ist, und der Vorrang des Körpers.