
Megalithismes Vivants Et Passes: Approches Croisees: Living and Past Megalithisms: Interwoven Approaches
Megalithische Monumente aus dem neolithischen Europa wurden lange Zeit als grobe Kopien der monumentalen Architekturen der ersten Zivilisationen des Nahen Ostens und des östlichen Mittelmeerraums angesehen. Als die Radiokohlenstoffdatierung dieses Diffusionsmuster in Frage stellte, fragten sich die Fachleute jedoch, warum und wie diese neolithischen Gesellschaften, die gewöhnlich als kleine "Dorfgemeinschaften" betrachtet wurden, solche Monumente errichtet hatten.
Bei der Beantwortung dieser Fragen und der Suche nach Erklärungen im sozialen, politischen oder religiösen Kontext rezenter oder gegenwärtiger Megalithbau-Gesellschaften wurde immer wieder auf den ethnologischen Bezugsrahmen zurückgegriffen. Der vorliegende Band enthält die Beiträge, die von Prähistorikern und Ethnologen bei den beiden multidisziplinären Runden Tischen in Straßburg im Mai 2014 und Mai 2015 gehalten wurden. Ziel war es, anhand von Fallstudien und synthetischen Arbeiten zu erörtern, wie die aus der Beobachtung "lebendiger" megalithischer Gesellschaften gewonnenen Erkenntnisse genutzt wurden, um die Funktionsweise europäischer neolithischer Gesellschaften zu erhellen, welche erkenntnistheoretischen Probleme diese Übertragung aufwirft und welche Bedeutung ethnologisch fundierte archäologische Erklärungen haben.
Das Buch gliedert sich in drei Abschnitte: Der erste behandelt einige methodische Überlegungen, der zweite und dritte die "lebenden" oder rezenten Megalithismen des indonesischen Archipels bzw. Äthiopiens.