Bewertung:

Das Buch ist ein seriöser Kommentar zur zeitgenössischen Politik, der den aktuellen Zustand des politischen Diskurses kritisiert und die Dominanz parteipolitischer Überzeugungen gegenüber der Weisheit hervorhebt. Es erörtert Themen wie Neoliberalismus und Populismus, aber die dichte Sprache und die Komplexität des Buches könnten allgemeine Leser abschrecken.
Vorteile:⬤ Bietet wichtige Einblicke in moderne politische Themen, insbesondere in die Natur der Parteipolitik gegenüber der Weisheit
⬤ hebt die negativen Auswirkungen von Neoliberalismus und Populismus hervor
⬤ wirft relevante Bedenken über den aktuellen politischen Diskurs auf.
⬤ Der Text ist trocken, wortreich und ähnelt oft einem Lehrbuch, was es für Laien schwierig macht
⬤ gilt als schwülstig und philosophisch komplex
⬤ lässt klare Lösungen oder umsetzbare Schlussfolgerungen vermissen
⬤ die wiederholte Verwendung von Terminologie, insbesondere „Neoliberalismus“, kann frustrierend sein.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Passions and Politics
Das vorherrschende Modell der demokratischen Politik betont die Vernunft auf Kosten der Leidenschaften. Die Leidenschaften wurden als gefährlich, als das Gegenteil der Vernunft und als Feind der Tugend betrachtet. In diesem kurzen Buch stellen Paul Ginsborg und Sergio Labate dieses Modell in Frage und legen eine ganz andere Sichtweise vor, indem sie eine Darstellung der modernen demokratischen Politik entwickeln, in der sowohl die Leidenschaften als auch die Vernunft eine entscheidende Rolle spielen.
Um der Rolle der Leidenschaften in der Politik gerecht zu werden, müssen wir zunächst einmal genau darauf achten, wie sie in uns zirkulieren, und eine geeignete Sprache entwickeln, um sie zu beschreiben - ein "Alphabet der Leidenschaften", das es uns ermöglicht zu verstehen, wie sie sich miteinander verbinden und mit bestimmten Geisteszuständen verknüpfen, um politische Ergebnisse zu gestalten.
Diese Vorgehensweise ermöglicht es den Autoren, eines der großen Phänomene der Zeitgeschichte zu beleuchten - den Siegeszug des Neoliberalismus im Weltmaßstab. Einer der Gründe, warum der Neoliberalismus so gut funktioniert hat, liegt darin, dass er seine eigene romantische und individualistische Version der Leidenschaften in sein Weltbild integriert hat und sowohl Einzelpersonen als auch Familien durch die Verlockung des Konsums verführt hat.
Durch die Entwicklung eines neuen Modells demokratischer Politik, das auf dem Zusammenspiel von Leidenschaften und Vernunft beruht, liefern Ginsborg und Labate einen dringend benötigten Rahmen für das Verständnis der entscheidenden Rolle, die Leidenschaften bei der Entfaltung des politischen Lebens spielen. In einer Zeit, in der populistische Führer auf dem Vormarsch sind und politische Prozesse ebenso sehr von Wut, Ressentiments und Angst geprägt sind wie von Vernunft und Argumenten, könnte diese Neuausrichtung der politischen Analyse auf die Rolle der Leidenschaften nicht aktueller sein.