
Love, Lust, and Lunacy: The Stories of Saul and David in Music
Dies ist Lenemans zweiter Ausflug in das interdisziplinäre Studium der Bibel und der Musik, nach ihrem Buch The Performed Bible: The Story of Ruth in Opera and Oratorio (2007). In Love, Lust, and Lunacy (Liebe, Lust und Wahnsinn) zeigt sie, wie diese Themen die Phantasie von Librettisten und Komponisten vieler Epochen beflügelt haben, um die Erzählungen aus den Büchern Samuel zu vertonen.
Leneman veranschaulicht überzeugend die Fähigkeit der Musik, Emotionen und Charaktereigenschaften zu suggerieren, die nur zwischen den Zeilen eines Textes zu lesen sind, durch eine eingehende Diskussion von 16 Opern und Oratorien vom 18. bis zum späten 20. Jahrhundert - darunter Werke von Händel, Nielsen, Parry, Honegger, Milhaud und weniger bekannten Komponisten.
Die musikalischen Analysen können sowohl von Spezialisten als auch von Nicht-Spezialisten auf verschiedenen Ebenen verstanden werden und bieten sowohl für Bibelwissenschaftler eine neue Perspektive als auch für Musiker und Musikliebhaber eine neue Wertschätzung der biblischen Texte. Librettisten und Komponisten, die mit den Geschichten von Saul und David arbeiteten, waren sich der Komplexität und Ambivalenz der biblischen Porträts bewusst und füllten die Lücken, die der biblische Autor hinterlassen hatte, auf mitreißende und überzeugende Weise.
Ihre Lückenfüllung mag manchmal den traditionellen Versionen oder Interpretationen des biblischen Textes widersprechen, aber ihre musikalische Kreativität macht die Worte und Handlungen der biblischen Figuren oft überzeugender und fesselnder. In den hier besprochenen musikalischen Werken werden dreidimensionale Figuren dargestellt - nicht nur David und Saul, sondern auch Samuel, Michal, Batseba, die Frau von Endor und andere, Persönlichkeiten, die zwischen den Zeilen des biblischen Textes kaum zu erkennen sind, die sich aber von den Lesern jeder Generation auf unterschiedliche Weise vorgestellt werden.