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Luke: Illuminating the Sage of Galilee
Die Reihe "Hebräische Evangelien" befasst sich mit dem "radikalen" Vorschlag einer Gruppe christlicher und israelischer Gelehrter, das so genannte "synoptische Problem" nicht nach der Priorität des Markus, sondern nach dem Primat des Lukas zu beurteilen.
Dieser Kommentar befasst sich mit den Beweisen für einen hypothetischen hebräischen "Grundtext", der sich hinter den synoptischen Überlieferungen verbirgt und in den zahlreichen Hebraismen, die in den Evangelien verstreut sind, erkennbar ist. Dieser zugegebenermaßen avantgardistische Ansatz mildert auch den gelegentlich als störend empfundenen antijüdischen Ton in den Evangelien ab, indem er uns zwingt, die Rolle der redaktionellen Bearbeitung zu berücksichtigen, indem wir nicht von Markus zu Lukas, sondern von Lukas zu Markus und dann zu Matthäus übergehen.
Das Potenzial eines solchen Verständnisses ist sowohl für die neutestamentlichen Studien als auch für die interreligiösen Beziehungen von großer Bedeutung. Für Christen ist es von erheblichem Wert, die griechischen Evangelien zu lesen, um - zumindest potenziell - die ipsissima verba Jesu selbst zu entdecken, die nicht durch theologische Überlagerungen geschmückt ist. Für Juden ist die Aussicht, die Evangelien zu lesen, um nicht dem Stammvater des Christentums, sondern einem alten jüdischen Weisen zu begegnen, der zwischen der Frömmigkeit der frühen Chassidim und den galiläischen Freiheitskämpfern seiner Zeit (den Zeloten) hin- und hergerissen war, von großem Wert.
All dies eröffnet die Möglichkeit, den großen Nazarener auf eine Art und Weise zu würdigen, die man seit den Anfängen des christlichen Glaubens vor fast zwei Jahrtausenden nicht für möglich gehalten hat. Die Erforschung des potenziellen hebräischen Untertextes des Lukasevangeliums wird die historische Diskussion über den jüdischen Jesus in all seiner Farbigkeit und dem Flair des ersten Jahrhunderts bereichern.