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Markets and Exchanges in Pre-Modern and Traditional Societies
Märkte werden in der neueren historischen Forschung als wichtige Sphären wirtschaftlicher Interaktion in alten Gesellschaften angesehen. Im Falle des alten Ägyptens stellten sich die traditionellen Modelle eine allumfassende zentralisierte, bürokratische Wirtschaft vor, die praktisch keinen Platz für Markttransaktionen ließ, da viele überlieferte Dokumente nur die Aktivitäten des königlichen Palastes und großer Institutionen, vor allem der Tempel, beschrieben. Verstreute Hinweise in den Quellen zeigen jedoch, dass Märkte und Händler entscheidende Akteure im Wirtschaftsleben des alten Ägypten waren.
Vor diesem Hintergrund zielt dieser Band darauf ab, die Rolle von Märkten, Händlern und wirtschaftlichen Interaktionen (die nicht notwendigerweise über Märkte organisiert sind) sowie die Verwendung von "Geld" (Metalle, wertvolle Waren) in vormodernen Gesellschaften auf der Grundlage archäologischer, anthropologischer und historischer Belege zu diskutieren. Darüber hinaus sollen verschiedene Perspektiven über die soziale Organisation von Transaktionen und Austausch und die unterschiedlichen Formen von Märkten integriert werden, von Treffpunkten, an denen der Austausch nach ritualisierten Verfahren und Konventionen ablief, bis hin zu Märkten, auf denen das Gewinnstreben im Vergleich zu anderen Praktiken, die im Gegenteil die gemeinschaftliche Zusammenarbeit betonten, marginal war. Das Buch befasst sich auch mit sozialen Formen des vormodernen Austauschs, bei denen Vertrauen und ethnische Solidarität die Gültigkeit von Handelsgeschäften in Abwesenheit von formalen Gesetzbüchern oder anerkannten Autoritäten über große Entfernungen garantierten (Handelsdiasporas, Zünfte usw.). Schließlich analysiert der Band einen kritischen Aspekt des Handels und der Märkte im kleinen Maßstab, nämlich die Kommerzialisierung der landwirtschaftlichen Haushaltsproduktion und ihre Auswirkungen auf die bäuerlichen Wirtschaftsstrategien.
Insgesamt deckt das Buch eine Vielfalt von Themen ab, bei denen sich neuere Forschungen in den Bereichen Wirtschaftssoziologie, Archäologie, Anthropologie, Ökonomie und Geschichte als wertvoll erweisen, um die Rolle des ägyptischen Handels in einer breiteren Perspektive zu analysieren und neue Möglichkeiten der vergleichenden Forschung, der theoretischen Reflexion und des Dialogs zwischen Ägyptologie und Sozialwissenschaften anzuregen.