Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Mary Shelley and the Rights of the Child: Political Philosophy in Frankenstein
Von Jugend an beschäftigte sich Mary Shelley mit der Tradition des Gesellschaftsvertrags, insbesondere mit den pädagogischen und politischen Theorien von John Locke und Jean-Jacques Rousseau, sowie mit den radikalen Philosophien ihrer Eltern, der Feministin Mary Wollstonecraft und des Anarchisten William Godwin. Vor diesem Hintergrund schrieb Shelley Frankenstein.
Or, the Modern Prometheus, das erstmals 1818 veröffentlicht wurde. In den zwei Jahrhunderten seither wurde ihr Meisterwerk als Gothic-Klassiker gefeiert, und seine symbolische Resonanz hat den weltweiten Erfolg seiner Veröffentlichung, Übersetzung und Adaption in Theater, Film, Kunst und Literatur begründet. In Mary Shelley and the Rights of the Child argumentiert Eileen Hunt Botting jedoch, dass Frankenstein mehr ist als ein originelles und paradigmatisches Werk der Science-Fiction - es ist eine tiefgründige Reflexion über eine radikale moralische und politische Frage: Haben Kinder Rechte?
Botting behauptet, dass Frankenstein seine Leser auffordert, über die ethischen Konsequenzen einer kontrafaktischen Prämisse nachzudenken: Was wäre, wenn ein Mann die Wissenschaft genutzt hätte, um ein menschliches Leben ohne eine Frau zu erschaffen? Unmittelbar nach der "Geburt" der Kreatur wird sie von ihrem Vater, dem Wissenschaftler, verlassen, und die darauf folgenden ungerechten und tragischen Konsequenzen bilden die Grundlage der Handlung von Frankenstein. Botting findet in der Erzählstruktur des Romans eine Reihe miteinander verbundener Gedankenexperimente, die zeigen, wie Shelley die Kreatur in Frankenstein als das ansah, was sie wirklich war - ein staatenloses Waisenkind, von der Familie verlassen, von der Gesellschaft missbraucht und vom Gesetz ignoriert. Der Roman zwingt den Leser daher, darüber nachzudenken, ob Kinder das Recht auf die grundlegenden Mittel für ihre Entwicklung als Menschen haben - nämlich das Recht auf Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Pflege, Liebe, Bildung und Gemeinschaft.
In Bottings Analyse entpuppt sich Frankenstein als konzeptionelle Ressource für die Erforschung der Rechte heutiger Kinder, insbesondere derjenigen, die behindert, staatenlos oder durch medizinische Technologien wie die In-vitro-Fertilisation mit drei Elternteilen und - vielleicht in naher Zukunft - durch Gen-Editing genetisch verändert sind. Mary Shelley und die Rechte des Kindes kommt zu dem Schluss, dass das Recht auf Liebe und Gemeinschaft, insbesondere mit Eltern oder passenden Ersatzeltern, allen Kindern zusteht, unabhängig von ihrer Herkunft, Zugehörigkeit oder ihrem sozialen Status.