Bewertung:

Das Buch bietet eine wissenschaftliche Untersuchung des Mediävismus, wobei seine verschiedenen Darstellungen und seine Bedeutung in verschiedenen Kulturen und Zeiträumen untersucht werden. Es bietet ein nuanciertes Verständnis der romantischen und grotesken Visionen der mittelalterlichen Vergangenheit und setzt sich mit deren Auswirkungen auf die zeitgenössische Gesellschaft und das Denken auseinander.
Vorteile:Die aufschlussreiche Analyse, die detaillierte Untersuchung mittelalterlicher Wiederbelebungen, die ausgewogene Perspektive auf das romantische und groteske Mittelalter und der interdisziplinäre Ansatz, der verschiedene Aspekte der Mediävistik abdeckt, regen den Leser dazu an, über den Umgang mit der Vergangenheit in der Gegenwart nachzudenken.
Nachteile:In erster Linie für Akademiker geschrieben, könnte es für Gelegenheitsleser zu dicht und komplex sein, von einigen als schwerfällig und für Nichtfachleute nicht fesselnd beschrieben.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Medievalism: a Critical History
Das als „Mediävistik“ bezeichnete Forschungsgebiet befasst sich mit dem Leben des Mittelalters nach dem Mittelalter. Es entstand vor etwa dreißig Jahren und untersucht Neuerfindungen und Umarbeitungen des Mittelalters von der Reformation bis zur Postmoderne, von Bale und Leland bis zu HBOs Game of Thrones. Aber was genau ist es? Ein Nebenzweig der Mediävistik? Eine Variante der Rezeptionswissenschaft? Oder eine neue Form der Kulturwissenschaften? Kann ein so vielfältiges Gebiet Kohärenz beanspruchen? Sollte es in den Fachbereichen Anglistik oder Geschichte angesiedelt sein, oder sollte es immer interdisziplinär sein?
Zur Beantwortung dieser Fragen zeichnet der Autor die Geschichte des Mediävismus von den ersten Anfängen im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart nach, wobei er eine Reihe von Beispielen aus den Bereichen Literatur, Kunst, Architektur, Musik und anderen Bereichen anführt. Er identifiziert zwei Hauptformen, die Groteske und die Romantik, und konzentriert sich auf Schlüsselphasen der Entwicklung des Mediävismus in Europa: die Reformation, das späte 18. Jahrhundert und vor allem die Zeit zwischen 1815 und 1850, die seiner Meinung nach den Höhepunkt der mittelalterlichen Kulturproduktion darstellt. Er behauptet auch, dass die 1840er Jahre der einzige Moment der Kanonizität des Mediävismus in mehreren europäischen Kulturen gleichzeitig waren. Danach wurde der Mediävismus zu einer Minderheitenform, die nur selten kulturelles Prestige erlangte, obwohl sie stets allgegenwärtig und einflussreich war.
Das Buch Medievalism: a Critical History untersucht mehrere Schlüsselkategorien - Raum, Zeit und Selbstsein - und zeichnet die Auswirkungen des Mediävismus auf jede einzelne Kategorie nach. Es ist ein unverzichtbarer Leitfaden für ein komplexes und sich noch entwickelndes Forschungsgebiet.
David Matthews ist Professor für Mittelalter- und Mediävistikstudien an der Universität von Manchester.