
Medicine and Justice: Medico-Legal Practice in England and Wales, 1700-1914
Diese Monographie leistet einen wichtigen neuen Beitrag zur Geschichtsschreibung der Strafjustiz in England und Wales, indem sie sich auf die Überschneidung der Geschichte von Recht und Verbrechen mit der Medizingeschichte konzentriert. Sie tut dies durch die Brille einer Gruppe historischer Akteure, nämlich der medizinischen Fachleute, die in Strafverfahren als Zeugen auftraten.
Sie sind das Mittel, um die sich entwickelnden Methoden und das Personal zu beleuchten, die mit der Untersuchung und Verfolgung von Verbrechen im 18. und 19. Jahrhundert verbunden waren, als zwei Dreh- und Angelpunkte der modernen Gesellschaft, die zentralisierte Polizeiarbeit und der kontradiktorische Strafprozess, aufkamen und heranreiften.
Das Buch widmet sich zwei zentralen Fragen: Welchen Beitrag leisteten Mediziner bei der Untersuchung schwerer Gewaltverbrechen im Zeitraum von 1700 bis 1914, und welche Auswirkungen hatte dies auf die Strafjustiz? Anhand von 2.600 Fällen von Kindstötung, Mord und Vergewaltigung, die sich in Mittelengland, Wales und London ereigneten, bietet das Buch eine vergleichende Langzeitperspektive auf die rechtsmedizinische Praxis, d. h.
auf das, was Ärzte tatsächlich taten, wenn sie mit einer Leiche konfrontiert wurden, die zum Gegenstand einer strafrechtlichen Untersuchung geworden war. Es wird argumentiert, dass sich die rechtsmedizinische Arbeit parallel zu zwei sich entwickelnden Prozessen entwickelte und von diesen geprägt wurde: vorgerichtliche Ermittlungsverfahren, die nacheinander von Gerichtsmedizinern, Richtern und der Polizei dominiert wurden, und Strafprozesse, in denen Anwälte von der Peripherie ins Zentrum der Gerichtsverfahren rückten.
Diese Studie bringt zum ersten Mal vier Gruppen von Fachleuten - Ärzte, Gerichtsmediziner, Rechtsanwälte und Polizeibeamte - zusammen und bietet so eine neue Interpretation der Prozesse, die das moderne Strafrechtssystem geformt haben.